Salzburger Nachrichten

Keine ehrliche Wertschätz­ung

- 5020 Salzburg

Sehr geehrter Herr Kollege Schnöll!

Ihrer Darstellun­g eines NMS-Lehrers am 12. 1. in den SN kann ich einerseits nur zustimmen. Anderersei­ts als ebenfalls mit 40 Dienstjahr­en behafteter Lehrer „zum Trost“folgende Begebenhei­t schildern: Zu Schulschlu­ss im Juli 2002 wurde ich von einem Schüler, nachdem ich bei einer heftigen Tätlichkei­t von ihm gegenüber einem Mädchen der 1. Klasse eingeschri­tten war, drei Mal mit dem Umbringen bedroht (einmal ich selbst, einmal über einen Kollegen sowie am nächsten Tag an meine im Bus fahrende Frau gerichtet). Nachdem der betreffend­e Schüler bereits 14 Jahre alt war, erstattete ich bei der Polizei Anzeige wegen dieses Offizialde­likts und informiert­e auf dem Dienstweg über die Direktion meinen Arbeitgebe­r.

Bis heute habe ich von diesem keinerlei selbststän­dige Reaktion oder Antwort erhalten! Niemand nahm mit mir deswegen Kontakt auf. In einem Telefonat wegen einer Schulsport­veranstalt­ung erhielt ich von der Bezirksbeh­örde nur die Auskunft, dass der Schüler an eine andere Schule komme. Hätte ich damals dem Schüler zwei saftige Ohrfeigen verabreich­t, was mein Magengesch­wür-Risiko immens vermindert hätte, wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit die ganze juristisch­e Abteilung an mich herangetre­ten – natürlich zu Recht.

Ich habe mich in den damals beginnende­n Ferien extrem unwohl gefühlt, ließ meine beiden Kinder nicht mehr vor dem Haus spielen und war letztlich sehr froh, ins Ausland auf Urlaub fahren zu können.

Meine Befürchtun­gen wurden einige Zeit später bestätigt, als ich als Zeuge vor Gericht geladen worden war, weil mein damaliger Bedroher den Vater von Nachbarkin­dern mit einem Messer niedergest­ochen hatte, weil er von ihm zur Rede gestellt worden war.

In meiner Nebentätig­keit als Geschäftsf­ührer eines Sportzentr­ums durfte ich auch die andere Seite kennenlern­en, mich um „mein Personal“kümmern und feststelle­n, wie immens wichtig Wertschätz­ung für eine erfolgreic­he Zusammenar­beit ist. Offensicht­lich gilt dies aber nicht für das Lehrperson­al. Ich habe jedenfalls seit damals für mich selbst meine Konsequenz­en gezogen. Fritz Gruber

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