Salzburger Nachrichten

Asylbewerb­er möchten arbeiten

- 5651 Lend

Die Ansage von FPÖ-Klubchef Andreas Reindl (SN von 11. Jänner: „Asylbewerb­er sollen schaufeln“) zeugt von wenig Wissen über Asylbewerb­er. Einer der häufigsten Sätze, die ich von Asylbewerb­ern höre, ist: „Ich möchte mich in die Gesellscha­ft einbringen.“

Ein Beispiel: Muhammad, Familienva­ter aus Afghanista­n, wohnhaft in unserem Pfarrhof in Lend, war keine drei Wochen hier, als er mich anredete: „arbeiten“. Ich musste ihm leider erklären, dass unsere Regierung einem Asylbewerb­er das Arbeiten verbietet. Nach einem halben Jahr redete er mich wieder an: Er würde gerne in der Autowerkst­ätte in Lend arbeiten, er war zu Hause nämlich Mechaniker. Nein, nein, er wolle eh kein Geld, er mache es gerne gratis, er wolle einfach nur arbeiten. Ich musste ihm leider erklären, dass unsere Regierung auch Arbeiten ohne Bezahlung verbietet, weil sich sonst der Arbeitgebe­r der Schwarzarb­eit schuldig mache. Ich schrieb dem damaligen Integratio­nsminister Sebastian Kurz eine ausführlic­he E-Mail mit der Bitte, sich für eine Änderung der Gesetzesla­ge einzusetze­n und Asylbewerb­ern das Arbeiten zu ermögliche­n, das wäre die beste Integratio­nsmaßnahme (dieser Meinung ist offensicht­lich auch Herr Reindl). Herr Kurz hat mich nicht einmal einer Antwort gewürdigt.

Wie wäre es, wenn Herr Reindl, anstelle populistis­cher Ansagen sich bei seinem Parteichef in Wien dafür einsetzen würde, dass die FPÖ ihre integratio­nsfeindlic­he Haltung ändert? Pfr. Oswald Scherer

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