Asylbewerber möchten arbeiten
Die Ansage von FPÖ-Klubchef Andreas Reindl (SN von 11. Jänner: „Asylbewerber sollen schaufeln“) zeugt von wenig Wissen über Asylbewerber. Einer der häufigsten Sätze, die ich von Asylbewerbern höre, ist: „Ich möchte mich in die Gesellschaft einbringen.“
Ein Beispiel: Muhammad, Familienvater aus Afghanistan, wohnhaft in unserem Pfarrhof in Lend, war keine drei Wochen hier, als er mich anredete: „arbeiten“. Ich musste ihm leider erklären, dass unsere Regierung einem Asylbewerber das Arbeiten verbietet. Nach einem halben Jahr redete er mich wieder an: Er würde gerne in der Autowerkstätte in Lend arbeiten, er war zu Hause nämlich Mechaniker. Nein, nein, er wolle eh kein Geld, er mache es gerne gratis, er wolle einfach nur arbeiten. Ich musste ihm leider erklären, dass unsere Regierung auch Arbeiten ohne Bezahlung verbietet, weil sich sonst der Arbeitgeber der Schwarzarbeit schuldig mache. Ich schrieb dem damaligen Integrationsminister Sebastian Kurz eine ausführliche E-Mail mit der Bitte, sich für eine Änderung der Gesetzeslage einzusetzen und Asylbewerbern das Arbeiten zu ermöglichen, das wäre die beste Integrationsmaßnahme (dieser Meinung ist offensichtlich auch Herr Reindl). Herr Kurz hat mich nicht einmal einer Antwort gewürdigt.
Wie wäre es, wenn Herr Reindl, anstelle populistischer Ansagen sich bei seinem Parteichef in Wien dafür einsetzen würde, dass die FPÖ ihre integrationsfeindliche Haltung ändert? Pfr. Oswald Scherer