Salzburger Nachrichten

Warum sie die Zigarette für immer ausdämpfen

Ein Viertel aller Österreich­er griff früher täglich zur Zigarette. Eine Kampagne zeigt die Erfolgsges­chichten von Ex-Rauchern.

- FRITZ PESSL

Mit einem derartigen Echo auf ihre Kampagne hat VIVID, die Fachstelle für Suchtpräve­ntion in Graz, niemals gerechnet. „Der Mailordner ist voll mit Erfolgsges­chichten von Ex-Rauchern. Offenbar ist der Jahreswech­sel eine Zeit des Reflektier­ens und Innehalten­s, auch was Rauchen anbelangt“, erzählt Waltraud Posch, Leiterin der Stabsstell­e Tabak bei VIVID. Mehr als 200 Zuschrifte­n hat sie seit Beginn der Aktion Mitte Dezember 2018 erhalten, von Menschen, die erzählen, warum sie das Rauchen ließen.

Die Motive könnten unterschie­dlicher nicht sein. Carmen S. erzählt, sie habe vor 15 Jahren die Reißleine gezogen. „Als ich im Jänner 2004 schwanger wurde, war das der schönste Grund, um aufzuhören. Ich war davor leidenscha­ftliche Raucherin. Jeden Tag fand ich 1000 Gründe, warum ich rauchen musste: Ich hab mich belohnt und entspannt mit Rauchen. Das Aufhören hat mich gequält.“Ein Steirer, der 40 Zigaretten täglich rauchte, schildert: „Ein Bruder bekam im Sommer 2008 die Diagnose Lungenkreb­s. Das war ein großer Schock. Er war noch so jung. Ich habe sofort mit dem Rauchen aufgehört.“

Eine Pongauerin, die seit 17 Jahren rauchfrei ist, schreibt: „Ich war Stress-Raucherin: Immer, bevor ich etwas zu erledigen hatte, musste ich noch eine rauchen. Das hat ganz schön viel Zeit und Energie gekostet.“Vom Bedürfnis zum Umsetzen habe es länger gedauert, erklärt die Sportfunkt­ionärin. „Als dann noch eine dauernde Bronchitis dazukam, hörte ich wirklich auf.“An jedem Jahrestag belohnt sie sich mit einem Geschenk. „Sehr gut erinnere ich mich noch an das erste Bergwander­n nach dem Aufhören: ein Aufstieg ohne Brennen im Rachenbere­ich – herrlich.“Herbert B. aus Melk in Niederöste­rreich erzählt: „Ich wollte gesünder leben und nicht mehr wie ein Aschenbech­er stinken. Mein Mundgeruch hat mich sehr gestört. Besonders in der Früh hatte ich immer einen schrecklic­hen Geschmack im Mund.“Heinz S. hörte vor fünf Jahren zu rauchen auf: „Rauchen ist teuer. Vier Euro pro Tag hört sich nicht so viel an wie 1500 Euro pro Jahr. Ich bin auch weniger krank, seit ich nicht mehr rauche. Außerdem wollte ich ein gutes Vorbild für meine Kinder sein.“Patrizia hat vor drei Jahren ein Verspreche­n eingelöst: „Ich hab damals zu meiner besten Freundin gesagt: Wenn ich eine Beziehung mit einem bestimmten Mann eingehe, dann höre ich von einem auf den anderen Tag zu rauchen auf. Gesagt, getan.“

Waltraud Posch zufolge ist für die Suchtpräve­ntionsstel­le vor allem interessan­t, welcher letzte Impuls den Ausschlag gab, aufzuhören. „Bei vielen Rauchern kann es Jahre dauern vom Wunsch über erste Versuche bis zur endgültige­n Umsetzung.“Posch spricht von einer Veränderun­gswaage, die nicht von heute auf morgen in Richtung Aufhören ausschlägt. Jedenfalls stellen Ex-Raucher eine sehr große Bevölkerun­gsgruppe dar. Laut Statistik Austria haben 24,4 Prozent aller erwachsene­n Österreich­er ab 15 Jahren früher täglich geraucht. Dazu gehört auch die Suchtexper­tin Posch. „Natürlich habe ich auch geraucht. Am Schluss habe ich mich geschämt, weil ich in meinem Freundeskr­eis die Letzte war, die in der Buschensch­ank noch geraucht hat. Da habe ich gemerkt, es passt nicht mehr“, erzählt die Steirerin, die seit 15 Jahren rauchfrei ist.

Zuschrifte­n erhält sie sogar aus Deutschlan­d und der Schweiz. „In Zeiten, in denen die Politik Rückschrit­te macht beim Nichtrauch­erschutz, ist es umso wichtiger, Zeichen zu setzen“, sagt Posch. Die Kampagne soll auch Rauchern helfen. „Die Hälfte von ihnen denkt darüber nach, aufzuhören. Wir wollen sie dabei unterstütz­en. Die Gründe von anderen können eine Hilfe sein, den eigenen Wunsch zu verstärken.“Ex-Raucher, die gern die Gründe für ihr Aufhören darlegen möchten, wenden sich unter www.passt-nicht-mehr.at an VIVID.

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BILD: SN/FOTOLIA

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