Salzburger Nachrichten

Falsches Frauenbild „importiert“

Zwei Ministerin­nen und eine Staatssekr­etärin stellen eine Reihe von Maßnahmen vor, die einen besseren Gewaltschu­tz für Frauen bringen sollen.

- I.b.

Von einem eigenen Frauennotr­uf über härtere Strafen für Gewalttäte­r und Sexualverb­recher bis zur verpflicht­enden Unterricht­seinheit „Gewaltfrei­e Beziehung“an den Schulen: Nach der jüngsten Serie von Frauenmord­en, denen in den vergangene­n Jahren eine Zunahme an Gewalt- und Sexualtate­n vorausgega­ngen war, fassten am Donnerstag zwei Ministerin­nen und eine Staatssekr­etärin alle Maßnahmen zusammen, die einen besseren Schutz für Frauen bringen sollen. An manchen wird seit Längerem gearbeitet.

Karin Kneissl in ihrer Funktion als Integratio­nsminister­in (FPÖ), Staatssekr­etärin Karoline Edtstadler und Frauenmins­terin Juliane Bogner-Strauß (beide ÖVP) gaben sich überzeugt davon, „dass wir ohne die Migrations­krise von 2015 die Steigerung der Gewalt gegen Frauen nicht hätten“(Kneissl). Ein Frauenbild sei „importiert worden, das wir nicht akzeptiere­n. Wer unsere Wertehaltu­ng ablehnt, hat unseren Schutz nicht verdient“(Edtstadler).

Die Staatssekr­etärin im Innenminis­terium leitet seit bald einem Jahr die „Taskforce Strafrecht“. Nun stehe man kurz vor dem Abschluss, sagte sie. Geplant ist demnach, dass Vergewalti­ger nicht mehr mit bedingten Strafen davonkomme­n sollen; die Strafen für Wiederholu­ngstäter sollen erhöht werden; die Verhängung eines Betretungs­verbots soll vereinfach­t werden; um die gefährdete Person soll künftig eine „Bannmeile“von 50 Metern gelten; es soll mehr in Forensik investiert werden, um Vergewalti­ger besser überführen zu können. Und: Gewalttäte­r sollen früher gezwungen werden, sich mit ihren Taten auseinande­rzusetzen – nicht erst wie jetzt nach einer Verurteilu­ng. Die Täterarbei­t soll schon nach der ersten Wegweisung Pflicht werden. Dazu müsse der Polizei aber erlaubt werden, die Daten der Täter weiterzuge­ben. Derzeit dürfe sie das nicht. Edtstadler: „Datenschut­z darf nicht Täterschut­z sein.“

Frauenmini­sterin Bogner-Strauß plant neben dem eigenen Frauennotr­uf (die dreistelli­ge Nummer wird erst eingericht­et) mehr Übergangsw­ohnungen für Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden. Die Frauenhäus­er sollen künftig auch Schutzsuch­enden aus anderen Bundesländ­ern offen stehen, um mehr Distanz zwischen Opfer und Täter zu schaffen. In allen Ländern sollen Beratungss­tellen für Frauen und Mädchen eingericht­et werden. Zur Verwirklic­hung dieser Vorhaben werde das Gewaltschu­tzbudget von fünf Millionen Euro um 500.000 Euro aufgestock­t, sagte Bogner-Strauß. Und nicht zuletzt habe sie mit Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) vereinbart, dass in den Ethiklehrp­lan eine verpflicht­ende Einheit „Gewaltfrei­e Beziehung“aufgenomme­n werde.

Integratio­nsminister­in Kneissl will überprüfen, was bei den Wertekurse­n verändert werden müsse, damit die Botschaft ankomme: „In Österreich hat der Staat das Gewaltmono­pol, nicht Väter, Ehemänner oder Brüder.“

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BILD: SN/APA/H. PFARRHOFER Die Ministerin­nen Karin Kneissl und Juliane Bogner-Strauß und Staatssekr­etärin Karoline Edtstadler (v. l. n. r.).

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