Salzburger Nachrichten

Auch Putin wirft der EU Knüppel zwischen die Beine

- SN, n-ost

In Serbien ist der russische Präsident noch ein gern gesehener Gast. Mit rund 70.000 Zuschauern beim Besuch Wladimir Putins rechnete jetzt die Stadt Belgrad. Laut einer Umfrage der serbischen Tageszeitu­ng „Politika“aus dem März 2018 ist Putin der mit Abstand beliebtest­e ausländisc­he Politiker in Serbien. Auf dem zweiten Rang des Rankings landet die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.

Zwischen Putin und Merkel, zwischen EU-Beitritt und Annäherung an Russland: Das sind laut dem Leiter des Grazer Zentrums für Südosteuro­pa-Studien, Florian Bieber, die beiden Punkte, zwischen denen die serbische Regierung hin und her gerissen ist: „Der serbische Präsident Aleksandar Vučić nutzt seine engen Verbindung­en zu Russland, um der EU zu zeigen, dass es eine Alternativ­e zu einem EU-Beitritt gibt. Damit versucht er vor seiner immer autoritäre­r werdenden Politik abzulenken.“Diese Strategie geht auf: Aleksandar Vučić gilt in Berlin und Brüssel als Stabilität­sfaktor in der Region.

Es ist bereits das 13. Treffen zwischen Putin und Vučić. Der serbische Präsident inszeniert sich als großer Weltpoliti­ker, um von innenpolit­ischen Problemen abzulenken, denn seit Wochen gehen Zehntausen­de Bürger gegen Politik auf die Straße.

Der Experte Florian Bieber sagt: „Putin nutzt seinen Besuch, um der EU Knüppel zwischen die Beine zu werfen und ihren Einfluss auf dem westlichen Balkan zu untergrabe­n.“

Für Russland ist Serbien einer der letzten verblieben­en engen Partner in Südosteuro­pa. Putin betont die gemeinsame christlich-orthodoxe Religion, das gemeinsame Slawentum und die gemeinsame Geschichte Russlands und Serbiens. Er setzt auf „Soft Power“, weil er Serbien wirtschaft­lich sehr viel weniger zu bieten hat als die EU. Fast zwei Drittel des serbischen Außenhande­ls entfallen auf die EU, während auf Russland nur 7,2 Prozent der Importe und 5,8 Prozent der Exporte entfallen.

Trotzdem ist Russland als Partner von vitaler strategisc­her Bedeutung für Serbien, weil es den serbischen Energiesek­tor dominiert und Rüstungsgü­ter an das Balkanland liefert. Obwohl Serbien in die EU will, unterstütz­t Belgrad die Sanktionen gegen Russland nicht.

Laut einer aktuellen Umfrage würden 47 Prozent der Serben bei einem Referendum für einen EUBeitritt stimmen, 36 Prozent dagegen votieren, 17 Prozent gar nicht zur Abstimmung gehen. seine

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