Freie Fahrt für Jazzer in Richtung Festivaljubiläum
Die winterlichen „Drei Tage Jazz“in Saalfelden sind heuer ein Vorbote: Im Sommer will das Jazzfestival deutlich wachsen.
Auf Stars allein kommt es nicht an. Bei einem winterlichen Festival im Alpenraum kann auch die Wetterlage überraschend zum Hauptakteur werden. „Mit dem Termin haben wir heuer wohl Glück gehabt“, sagt Mario Steidl deshalb mit Blick auf die Wetterprognosen für das Wochenende. In Saalfelden beginnt am heutigen Freitag das Festival „Drei Tage Jazz“: ein kleines, winterliches Pendant zum alljährlichen großen Internationalen Jazzfestival Saalfelden. Der Jänner hat sich in den vier Jahren seit der Premiere des Formats als Festivalmonat bewährt. „Aber wenn wir es heuer eine Woche früher angesetzt hätten – wir hätten wohl alle Konzerte absagen müssen“, sagt Steidl. Nicht nur aus Österreich, aus ganz Europa reisen Musiker und Gäste an. Und Schneemassen und Straßensperren hätten die Ankunft vor wenigen Tagen noch unmöglich gemacht.
Um freie Fahrt für freie Töne geht es in Saalfelden auch musikalisch. Bei der Programmierung denke er aber auch an saisonale Schwerpunkte, erzählt Steidl: Bei „Drei Tage Jazz“stünden etwa weniger experimentelle, avantgardistische Spielarten im Mittelpunkt. Auch räumlich sei das Programm stärker auf Kammermusikalisches ausgerichtet. Im Bergbaumuseum Leogang, einem der Spielorte neben der Zentrale im Kunsthaus Nexus, „haben nur 30 Zuhörer Platz, das ist eine besonders intime Atmosphäre“.
Ein Fokus auf Musik aus Österreich sei ebenfalls ein wesentliches Element im Programm. Von sieben auf neun Bands hat Steidl das Festival heuer erweitert, „fünf davon sind aus Österreich. Es ist mir wichtig zu zeigen, wie großartig die Szene heute ist.“Mit den „Vienna Chamber Diaries“des Komponisten Johannes Berauer beginnen die „Drei Tage Jazz“. Sie enden am Sonntag mit dem österreichischen Streichquartett Violet Spin und einem (ausverkauften) Solo des Akkordeonisten Christian Bakanic. Das Quintett des französischen Bassisten Henri Texier, der Cellist Vincent Courtois und das Duo von Gitarrist Hasse Poulsen und Bassistin Hélène Labarriere gehören zu den internationalen Gästen. Der Name „Drei Tage Jazz“verweist auf das Jahr 1978: Damals fand in Saalfelden erstmals ein Jazzfestival statt. Für die 40. Ausgabe heuer im August will Steidl neue Weichen stellen. „Es wird neue Konzertreihen geben, neue Räume, neue Bühnen“, sagt der Intendant. Statt der traditionellen 32 Konzerte in vier Tagen „werden mehr als 50 Konzerte zu hören sein“, auch an kleinen Orten, die sich für experimentelle Formate besonders anböten. Während Musiker gern in alle Richtungen experimentieren, hätten „beim Begriff Jazz viele Leute vielleicht ein festes Bild im Kopf“. Auch mit spontanen Begegnungsmöglichkeiten wolle das Festival deshalb zeigen, „wie vielseitig und innovativ diese Musik ist“. Festival: Drei Tage Jazz, 18. bis 20. 1.