Privatversicherungen wollen eigenes Gesundheitssystem
Die Uniqa baut ein Ärztenetzwerk auf, bei dem Privatpatienten ohne Vorkasse behandelt werden. Künftig soll es private Labors und Apotheken geben. Kritiker sehen Privatisierung voranschreiten.
Für Christoph Brand ist es eine gute Ergänzung. Der HNO-Facharzt betreibt eine Privatordination in Wien und ist Teil des Projekts LARA. Unter diesem Titel baut die Uniqa-Versicherung ein Netzwerk von Privatärzten auf. Ziel ist es, dass Patienten den privaten Arzt besuchen können, ohne die Rechnung vorab begleichen zu müssen. Derzeit müssen Wahlarztrechnungen direkt bezahlt und dann mit der Versicherung abgerechnet werden.
Im Frühjahr 2018 startete die Uniqa LARA als Pilotprojekt. Christoph Brand ist einer von 120 Ärzten, die einen Vertrag mit der Uniqa haben. Angewiesen ist er auf das neue System nicht. „Ich habe eine gut laufende Ordination. Aber für mich ist das neue System eine Win-winSituation: Meine Patienten haben eine Karte und müssen nichts bezahlen. Und ich bekomme von der Uniqa die Patienten und einen guten Honorarkatalog.“
Derzeit sei man noch dabei, das System auszubauen, sagt Uniqa-Experte Filip Kisiel. Wöchentlich meldeten sich neue Ärzte. Nun will man auch den Kundenkreis erweitern. „Wir werden uns an unsere rund 30.000 Opt-out-Kunden wenden. Das sind jene Versicherten, die sich nicht beim öffentlichen Gesundheitssystem versichern, sondern bei uns. Bisher mussten die sich selbst einen Wahlarzt suchen. Wir wollen ihnen künftig ein Rundumservice anbieten.“
In weiterer Folge will man auch Labors, Apotheken und Röntgeninstitute mit an Bord haben. „Wir wollen ein eigenes Ökosystem“, sagt Filip Kisiel. Als Konkurrenz zum öffentlichen Gesundheitssystem sehe man LARA nicht. „Wir bewerben das Angebot bei Wahlärzten, nicht bei Kassenärzten.“
Auch die Merkur-Versicherung und die Wiener Städtische planen ähnliche Netzwerke. Die Versicherungen fischen bei der Suche nach Ärzten in einem wachsenden Markt: Die Zahl der Wahlärzte steigt seit Jahren. Ende 2018 standen in Österreich 10.099 Wahlärzte 7099 Kassenärzten gegenüber.
Die Ärztekammer sieht das neue System skeptisch. So werden die einseitig festgesetzten Tarife kritisiert: Im Gegensatz zum Kassensystem führt die Ärztekammer keine Vertragsverhandlungen mit der Uniqa.
Als Konkurrenz zum öffentlichen Gesundheitssystem sieht die Gebietskrankenkasse die Pläne nicht. Deren Salzburger Obmann Andreas Huss sieht aber ein Signal für eine fortschreitende Privatisierung. „Die Bundesregierung hat festgesetzt, den Zugang privater Anbieter zum Gesundheitssystem zu verbessern. Das ist eine erste Auswirkung.“
„Wollen uns an Versicherte wenden, die nicht Teil des Kassensystems sind.“Filip Kisiel, Uniqa-Versicherung