Aus „Gut“wurde Einser: Schlechtes Signal an die Schüler
Schulbehörde korrigierte Note: Was die Landeselternvertreterin und der Landesschulsprecher dazu sagen.
SALZBURG. Der „Aufschrei“eines Englischlehrers, der sich öffentlich dagegen wehrt, dass die Schulbehörde nach der Beschwerde eines Vaters ein „Gut“in ein „Sehr gut“korrigiert hat, sorgt weiterhin für Aufregung.
Bei einer Sitzung in der Bildungsdirektion wurde am Donnerstag stundenlang über den Fall diskutiert.
Es sei eine „furchtbare Entwicklung“, dass Eltern, die mit der Benotung ihres Kindes nicht einverstanden seien, sofort den Klagsweg einschlügen oder mit rechtlichen Schritten drohten. Diese Aussage stammt nicht von einem Personalvertreter, sondern von Landeselternvertreterin Heidrun Eibl-Göschl. Sie ist Obfrau des Landesverbands der Elternvereinigungen an den mittleren und höheren Schulen.
„Es wird nicht mehr kommuniziert.“Das gelte im aktuellen Fall übrigens auch für die Behörde im Umgang mit dem Lehrer. Es sei unbegreiflich, dass der Lehrer seine Position in der Behörde nicht mündlich habe vorbringen können. Aus ihrer Sicht wäre ein gemeinsames Gespräch zwischen Lehrer, Vater, Schüler und Schulaufsicht angemessen gewesen. Der aktuelle Fall sei jedenfalls ein schlechtes Signal an die Schüler. Grundsätzlich sei zu beobachten, dass viele Eltern am Klassenvorstand oder der Schulleitung vorbei sofort rechtlich gegen die Pädagogen vorgingen. Vor allem vor dem Übertritt von der Volksschule ins Gymnasium komme es vor, dass Eltern die Lehrer regelrecht traktierten. Natürlich sei wichtig, dass Eltern die Möglichkeit hätten, Widerspruch einzulegen, wenn ein Schüler wegen eines ungerechtfertigt vergebenen „Nicht genügend“nicht aufsteigen könne.
Eibl-Göschl plädiert dafür, zuerst immer das Gespräch zu suchen. Zeichne sich eine schlechte Note ab oder fühle sich ein Schüler ungerecht benotet, sollten Eltern möglichst früh gemeinsam mit dem Kind mit dem Lehrer sprechen. „Auch Lehrer sind nur Menschen und können Fehler machen.“Zweifellos gebe es aber auch Lehrer, die zwischen „Lieblingskindern“und „anstrengenden Kindern“einen Unterschied machten. Eltern seien gefordert, die Schulzeit Seite an Seite mit ihren Kindern zu durchleben.
Fakt sei, dass auf Schülern ein großer Notendruck laste. Wer ins Gymnasium wolle, brauche im Idealfall lauter Einser. Politisch sei derzeit nun einmal ein differenziertes Schulsystem für die Sechs- bis Vierzehnjährigen gewünscht. „Nicht das Zeugnis sollte ausschlaggebend sein, sondern Aufnahmeprüfungen.“
Zunehmend würden sich Maturanten für ein Studium im Ausland bewerben. Dafür bräuchten sie gute Noten. „Die Schüler müssen sich darauf verlassen können, dass sie von den Lehrern gut auf die Zentralmatura vorbereitet werden.“Das sei nicht immer der Fall. Bedenklich sei, wenn Schüler, die während der gesamten Schullaufbahn in den Maturafächern sehr gute Noten vorzuweisen hätten, bei der Zentralmatura plötzlich um zwei Grad schlechter abschnitten. „Da liegt der Fehler nicht bei den Schülern, sondern im System.“
Mehr miteinander reden. So
Machbarkeit . . .
lautet auch die Empfehlung von Landesschulsprecher Maximilian Aichinger. Als Schüler ärgere man sich immer wieder über die Benotung. Es komme dadurch auch zu Differenzen mit Lehrern. „Ich habe die Erfahrung gemacht,
„Es braucht im Umgang mit Noten mehr Gelassenheit.“H. Eibl-Göschl, Elternsprecherin
„Meistens hilft ein klärendes Gespräch mit dem Lehrer.“M. Aichinger, Landesschulsprecher
dass ein klärendes Gespräch meistens hilft und man danach die Note nachvollziehen kann.“Es sei bedauerlich, dass heute jeder unbedingt ins Gymnasium dränge. „Oft wäre der Besuch einer Neuen Mittelschule oder einer Lehre der bessere Weg.“