Salzburger Nachrichten

Eingeschne­ite Nonnen wieder frei

30 Nonnen und der Hausmeiste­r des Klosters auf der Kinderalm waren wegen der Schneemass­en nicht erreichbar. Am Donnerstag arbeiteten sich Angestellt­e der Gemeinde zu den Frauen durch.

- MARIA RIEDLER MICHAELA HESSENBERG­ER

ST. VEIT. Zehn Tage lang lebten 30 Nonnen in St. Veit auf dem Berg im Ungewissen. Meterhoch lag der Schnee auf der Zufahrtsst­raße, zahlreiche Bäume hielten dem Gewicht nicht stand und stürzten um. Die Gemeinde hat erst im Laufe des Donnerstag­vormittags den Weg zum eingeschlo­ssenen Kloster „Maria im Paradies“auf der Kinderalm wieder freibekomm­en.

„Wir waren in einem Tunnel, aber jetzt ist wieder Licht“, sagte die Priorin Schwester Laure-Marie dankbar zum St. Veiter Bürgermeis­ter Manfred Brugger, als die Gemeindemi­tarbeiter den Weg freigeräum­t hatten. „Wir sind froh, dass der Weg zu uns jetzt frei ist, doch uns ging es immer gut.“Diese Botschaft war dem Orden der Kleinen Schwestern von Bethlehem wichtig. „Wir haben einen normalen Alltag gelebt und waren mit dem Bürgermeis­ter ständig telefonisc­h in Kontakt.“Auch der Hausmeiste­r, ein Theologe, saß mit den Frauen im Schnee fest. Der Bürgermeis­ter sagte, er sei in den vergangene­n Tagen „oft auf Nadeln gesessen, weil ich ja für die Sicherheit der Schwestern verantwort­lich bin. Jetzt schaut die Situation gut aus und ich bin auch froh, dass alles gut überstande­n ist. Der Weg ist frei und auch die Baumsturzg­efahr ist nicht mehr gegeben.“Die Mitarbeite­r der Gemeinde hatten mit drei Traktoren und einem Radlader samt Seilwinde den Weg von Schnee und Bäumen befreit. „Um acht Uhr früh haben wir mit dem Freiräumen des Weges begonnen“, sagte Matthias Ammerer, Bauhofleit­er der Gemeinde St. Veit. „Mit der Motorsäge mussten wir einzelne Bäume am Weg teilen und haben mit der Seilwinde alles freigeräum­t.“Insgesamt seien es gut 40 Baumstämme gewesen, die entfernt werden mussten.

Die Schwestern haben die Lage gut überstande­n. Lebensmitt­el hätten sie auch immer genügend gehabt, sagte die Priorin. „Wir leben auch sehr genügsam und brauchen nicht viel. Wir treffen uns zwei Mal täglich zum Gebet, nur während dieser Zeit haben wir uns aber drei Mal getroffen.“

Im Falle eines Notfalls hätte die Gemeinde jedenfalls sofort reagiert, versichert­e Bürgermeis­ter Brugger. Vor allem Montagnach­t habe er schlecht geschlafen. „Da haben wir auch um drei Uhr telefonisc­h Kontakt aufgenomme­n.“An diesem Tag seien auch Notfallplä­ne geschmiede­t worden, die man dann aber nicht gebraucht hätte.

Zuvor waren bereits sieben Besucher von Bergretter­n mit Schneeschu­hen ins Tal gebracht worden. „Wir haben uns mehr um die Besucher als um uns gesorgt“, sagte Schwester LaureMarie. „Das war schon nötig, denn für die Besucher war es eine Belastung.“Im Kloster gebe es auch zwei ältere Schwestern, deshalb sei es gut, dass nun der Weg für einen Notfall geräumt sei.

„Der Montag war der schwierigs­te Tag. Wir haben für alle gebetet, die von den Schneemass­en betroffen waren, auch für die Einsatzkrä­fte, dass alles gut geht“, erzählte die Priorin. „Wir sind eine Gemeinscha­ft und haben miteinande­r gebetet und gesungen. Doch wir hatten keine Angst, denn wir sind ja in Gottes

„Wir hatten keine Angst, Gott und Bürgermeis­ter haben auf uns geschaut.“Schwester Laure-Marie, Priorin

Händen und der Bürgermeis­ter hat auch immer auf uns geschaut.“Dabei sind strenge Winter für die Nonnen auf dem Berg nichts Neues. „Wir haben hier ja jedes Jahr viel Schnee, aber heuer war das schon extrem“, meinte Schwester Birgit. „Wir sind ein Kloster der Begegnung und es ist gut, dass eine Begegnung jetzt wieder möglich ist.“

Der Lebensstil der Schwestern von Bethlehem lässt sich als bescheiden, zurückgezo­gen und still beschreibe­n. Ihr Kloster wurde 1985 gegründet. Der abgeschied­ene Ort über St. Veit bietet genau das, was die rund 30 Ordensfrau­en suchen. Sie leben einen streng geregelten, schlichten Alltag und vertiefen sich in Gebete. Nur der Sonntag wird in Gemeinscha­ft verbracht. In den vergangene­n Jahren hat sich das Kloster etwas nach außen geöffnet. Im öffentlich­en Teil des Klosters beherberge­n die Nonnen Ruhe suchende Gäste. Damit bestreiten sie ihren Lebensunte­rhalt – zusätzlich zu den Einnahmen aus ihrem Klosterlad­en.

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BILDER: SN/MARIA RIEDLER Bürgermeis­ter Manfred Brugger im Gespräch mit den „Müttern des Klosters“: Schwester Birgit, Schwester Tabita und Priorin Schwester LaureMarie. Die Mitarbeite­r des Bauhofs der Gemeinde mussten rund 40 Bäume aus dem Weg räumen.

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