Eingeschneite Nonnen wieder frei
30 Nonnen und der Hausmeister des Klosters auf der Kinderalm waren wegen der Schneemassen nicht erreichbar. Am Donnerstag arbeiteten sich Angestellte der Gemeinde zu den Frauen durch.
ST. VEIT. Zehn Tage lang lebten 30 Nonnen in St. Veit auf dem Berg im Ungewissen. Meterhoch lag der Schnee auf der Zufahrtsstraße, zahlreiche Bäume hielten dem Gewicht nicht stand und stürzten um. Die Gemeinde hat erst im Laufe des Donnerstagvormittags den Weg zum eingeschlossenen Kloster „Maria im Paradies“auf der Kinderalm wieder freibekommen.
„Wir waren in einem Tunnel, aber jetzt ist wieder Licht“, sagte die Priorin Schwester Laure-Marie dankbar zum St. Veiter Bürgermeister Manfred Brugger, als die Gemeindemitarbeiter den Weg freigeräumt hatten. „Wir sind froh, dass der Weg zu uns jetzt frei ist, doch uns ging es immer gut.“Diese Botschaft war dem Orden der Kleinen Schwestern von Bethlehem wichtig. „Wir haben einen normalen Alltag gelebt und waren mit dem Bürgermeister ständig telefonisch in Kontakt.“Auch der Hausmeister, ein Theologe, saß mit den Frauen im Schnee fest. Der Bürgermeister sagte, er sei in den vergangenen Tagen „oft auf Nadeln gesessen, weil ich ja für die Sicherheit der Schwestern verantwortlich bin. Jetzt schaut die Situation gut aus und ich bin auch froh, dass alles gut überstanden ist. Der Weg ist frei und auch die Baumsturzgefahr ist nicht mehr gegeben.“Die Mitarbeiter der Gemeinde hatten mit drei Traktoren und einem Radlader samt Seilwinde den Weg von Schnee und Bäumen befreit. „Um acht Uhr früh haben wir mit dem Freiräumen des Weges begonnen“, sagte Matthias Ammerer, Bauhofleiter der Gemeinde St. Veit. „Mit der Motorsäge mussten wir einzelne Bäume am Weg teilen und haben mit der Seilwinde alles freigeräumt.“Insgesamt seien es gut 40 Baumstämme gewesen, die entfernt werden mussten.
Die Schwestern haben die Lage gut überstanden. Lebensmittel hätten sie auch immer genügend gehabt, sagte die Priorin. „Wir leben auch sehr genügsam und brauchen nicht viel. Wir treffen uns zwei Mal täglich zum Gebet, nur während dieser Zeit haben wir uns aber drei Mal getroffen.“
Im Falle eines Notfalls hätte die Gemeinde jedenfalls sofort reagiert, versicherte Bürgermeister Brugger. Vor allem Montagnacht habe er schlecht geschlafen. „Da haben wir auch um drei Uhr telefonisch Kontakt aufgenommen.“An diesem Tag seien auch Notfallpläne geschmiedet worden, die man dann aber nicht gebraucht hätte.
Zuvor waren bereits sieben Besucher von Bergrettern mit Schneeschuhen ins Tal gebracht worden. „Wir haben uns mehr um die Besucher als um uns gesorgt“, sagte Schwester LaureMarie. „Das war schon nötig, denn für die Besucher war es eine Belastung.“Im Kloster gebe es auch zwei ältere Schwestern, deshalb sei es gut, dass nun der Weg für einen Notfall geräumt sei.
„Der Montag war der schwierigste Tag. Wir haben für alle gebetet, die von den Schneemassen betroffen waren, auch für die Einsatzkräfte, dass alles gut geht“, erzählte die Priorin. „Wir sind eine Gemeinschaft und haben miteinander gebetet und gesungen. Doch wir hatten keine Angst, denn wir sind ja in Gottes
„Wir hatten keine Angst, Gott und Bürgermeister haben auf uns geschaut.“Schwester Laure-Marie, Priorin
Händen und der Bürgermeister hat auch immer auf uns geschaut.“Dabei sind strenge Winter für die Nonnen auf dem Berg nichts Neues. „Wir haben hier ja jedes Jahr viel Schnee, aber heuer war das schon extrem“, meinte Schwester Birgit. „Wir sind ein Kloster der Begegnung und es ist gut, dass eine Begegnung jetzt wieder möglich ist.“
Der Lebensstil der Schwestern von Bethlehem lässt sich als bescheiden, zurückgezogen und still beschreiben. Ihr Kloster wurde 1985 gegründet. Der abgeschiedene Ort über St. Veit bietet genau das, was die rund 30 Ordensfrauen suchen. Sie leben einen streng geregelten, schlichten Alltag und vertiefen sich in Gebete. Nur der Sonntag wird in Gemeinschaft verbracht. In den vergangenen Jahren hat sich das Kloster etwas nach außen geöffnet. Im öffentlichen Teil des Klosters beherbergen die Nonnen Ruhe suchende Gäste. Damit bestreiten sie ihren Lebensunterhalt – zusätzlich zu den Einnahmen aus ihrem Klosterladen.