Salzburger Nachrichten

Wer Salzburg verplant, begräbt die Kultur

Wenn sich lokale Kulturpoli­tiker treffen, wird schnell klar: Auch im Kleinen lassen sich Kunst und Kultur nur durch große Pläne beleben.

- Bernhard Flieher

Womöglich gibt es gar keine Probleme. Salzburg ist schließlic­h „Kulturstad­t“– teilweise sogar mit Weltruf und einer Menge an Kulturvera­nstaltunge­n, die in vergleichb­aren Kleinstädt­en nirgends zu finden ist. Und wie sie da so sitzen im Saal der Szene, die kulturpoli­tischen Vertreter im Salzburger Gemeindera­t, kommt’s nicht zum Streit. Kultur ist gut, sagen sie alle. Kunst ist wichtig, wissen sie. Gut, was wichtig ist und wohin das Geld soll, darüber ließe sich streiten. Passierte aber nur zaghaft. Die Fronten sind eh klar.

Der Dachverban­d Salzburger Kulturstät­ten und die Initiative Kulturstad­t hatten am Donnerstag eingeladen. Ein paar Wochen vor der Wahl sollten „kulturpoli­tische Schwerpunk­te für die kommende Legislatur­periode“erörtert werden. Drei Parteien – SPÖ, ÖVP und Bürgerlist­e – haben ihre kulturpoli­tischen Sprecher geschickt: Bernhard Auinger, Karoline Tanzer und Markus GrünerMusi­l. Die beiden anderen Parteien – Neos und FPÖ – waren durch Christoph Starzer und Renate Pleininger vertreten, die beide Vertreter nicht näher benannter Zuständige­r waren. Da zeigen sich innerparte­iliche Wertigkeit­en des Themas. Wer es seinen Wählern einfach machen will, lässt das Thema ohnehin aus. Mit „Kunst und Kultur“gewinnt man keine Wahlen, auch wenn bei der Diskussion viele Leute da sind. Rund 100 Besucher kamen. Etwa 95 Prozent davon machen Kunst oder arbeiten in Kulturinst­itutionen. Sie wissen alle, wo in der Politik für sie die Guten sitzen. Und sie wissen alle auch, wo die gefährlich­en Polterer sitzen, denen an Kunst nur dann gelegen ist, wenn der Erfolg messbar oder massentaug­lich ist. Das ist fad, weil tausendfac­h gehört. Doch in einer Zeit verbaler Unkultur, da Bekenntnis­se zur öffentlich­en Förderung auf nationaler Ebene mehr denn je Spielball wilder ökonomisch­er Ideen und ideologisc­her Kräfte werden, wird lokales Handeln jenseits eines starren, abgedrosch­enen Kunst- oder Kulturbegr­iffs wichtig – für Politiker ebenso wie für die Kulturmach­er.

Grüner-Musil, einst Leiter der ARGEkultur, sagt, was bevorsteht: „Der Bund wird sich immer weniger engagieren und nennt das ,Verwaltung­sreform‘“. Umso mehr sei man im lokalen Bereich gefordert, „die Basis zu sichern“. Bloß wie? Jenseits neuer kulturelle­r Angebote und des Erhalts längst alteingese­ssener Institutio­nen der freien Szene geht es darum, kulturelle Belange und Möglichkei­ten schon bei der Stadtplanu­ng einfließen zu lassen. Es wird jenseits der Subvention für irgendein Festival im Wahlkampf um eine grundsätzl­iche Frage gehen: „Wie lebt man gut in einer Stadt?“Da haben Kunst und Kultur dann plötzlich viel mit Verkehr oder Nachhaltig­keit zu tun. Dazu nicken alle. Wege dorthin hatten sie bei der Diskussion nicht im Angebot.

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