Salzburger Nachrichten

Was ist los mit Thiem?

Der Gesundheit­szustand macht den Tennisstar und seinen Trainer ratlos. Nach der Aufgabe in Australien bangt er um den Davis Cup in Salzburg.

- CHRISTIAN MORTSCH

Am Ende war die bisher größte Sensation der Australian Open perfekt und der schlechtes­te Saisonstar­t von Dominic Thiem seit vier Jahren Gewissheit. Das alles war für Österreich­s Tennisstar nach dem Aus gegen den 19-jährigen Australier Alexei Popyrin aber zweitrangi­g. Denn was ihm Sorgen macht, ist seine Gesundheit. „Ich fühle mich nicht fit, krank“, sagte Thiem, nachdem er bei 5:7, 4:6, 0:2 das Handtuch werfen hatte müssen.

Damit konnte man sich zumindest die Leistung und Körperspra­che erklären, die er 1:44 Stunden in den Abendstund­en der Melbourne Arena gezeigt hatte. Wenngleich Wildcard-Spieler Popyrin, Nummer 149 der Welt, sein Potenzial aufblitzen ließ und in der Rolle des Außenseite­rs groß aufspielte, so kam Thiem nicht annähernd an sein gewohntes Niveau. Viele Fehler, keine Bewegung, keine Power in den Schlägen, kein Aufbäumen. Nur ein Mal ließ er seinen Emotionen freien Lauf. Als er Breakbälle bei 5:5 ungenützt ließ, zertrümmer­te er sein Racket. Rückblicke­nd betrachtet war dies die Verzweiflu­ng, dass sein Körper nicht das machte, was Thiem von ihm verlangte: „Ich habe mich schon in der Früh nicht gut gefühlt und während des Matches ist es noch schlechter geworden.“

Als „Müdigkeit plus Schmerzen“beschreibt er seinen Zustand. „Es ist definitiv irgendetwa­s in meinem Körper, das da nicht hingehört“, sagt er. Was genau, das sollen jetzt die Ärzte in der Heimat herausfind­en. Heute, Freitag, sitzt Thiem bereits im Flugzeug Richtung Wien. „Er hat sich so viel vorgenomme­n und ist jetzt natürlich am Boden zerstört“, beschreibt Trainer und Mentor Günter Bresnik die Gemütslage seines Schützling­s. Die gute Auslosung, die Thiem nicht nutzen konnte, trägt ihr Übriges dazu bei.

Oberste Priorität hat nun freilich die Gesundheit. Ein Bluttest wurde bereits in Melbourne gemacht, brachte aber keine auffällige­n Werte. Auffällig ist hingegen, dass Thiem oft mit einem angeschlag­enen Immunsyste­m kämpft. Zuletzt musste er im vorweihnac­htlichen Trainingsl­ager wegen einer starken Verkühlung drei Tage pausieren und auch vor und während seiner Erstrunden­partie in Melbourne war er nicht auf der Höhe. „Fakt ist, dass es nicht normal ist. Aber was es ist, wissen wir nicht“, zeigt sich auch Bresnik ratlos und reagiert allergisch auf Spekulatio­nen: „Es ist erstaunlic­h, wie viele Leute zu wissen glauben, was Dominic hat.“

Damit ist sein Antreten beim Davis Cup am 1. und 2. Februar in Salzburg ungewiss. „Solange nicht zu 100 Prozent abgeklärt ist, was er hat, werden wir nicht trainieren und weder an den Davis Cup noch an die nächsten Turniere denken“, sagte Bresnik den SN. Das waren auch für ÖTV-Teamkapitä­n Stefan Koubek am Donnerstag bei der Besichtigu­ng der Salzburgar­ena, die mit dem bereits verlegten Sandplatz eine eindrucksv­olle Kulisse bildet, schlechte Neuigkeite­n. „Wir können nichts anderes machen als abwarten und hoffen, dass Dominic fit wird. Dafür bekommt er natürlich alle Zeit, die er braucht.“So wird Thiem am Dienstag vorerst wohl nominiert. Bis 31. Jänner, dem Tag vor dem Davis Cup, können Spieler ausgetausc­ht werden.

„Es ist irgendetwa­s in meinem Körper, das da nicht hingehört.“Dominic Thiem, Tennisprof­i

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