Falscher Ehrgeiz hilft Thiem nicht aus seiner ersten Krise
Dominic Thiem hat in seiner erfolgreichen Karriere auch schon viele Enttäuschungen erlebt. Das Aus in der zweiten Runde der Australian Open ist nun aber ein Negativerlebnis, das er in dieser Form noch nicht kennt. Denn im Gegensatz zu bitteren Fünfsatz-Niederlagen wie jenen im Vorjahr in Melbourne gegen Außenseiter Tennys Sandgren oder bei den US Open gegen Juan Martín del Potro (2017) und Rafael Nadal (2018), steht erstmals nicht die sportliche Enttäuschung im Vordergrund, sondern die körperliche Fitness. Die Fragezeichen hinter seinem Gesundheitszustand wurden größer.
Wie geht Österreichs Tennisstar damit um? Es ist zwar nicht das erste Mal, dass Thiem von seinem Körper gestoppt wird – 2013 zu Beginn seiner Profikarriere setzte ihn ein hartnäckiges und lange nicht diagnostiziertes Darmbakterium außer Gefecht –, aber das erste Mal als Top-10-Spieler. Diesen Status droht er nach Melbourne nun erstmals seit 2016 zu verlieren. Auf höchstem Niveau kann man jetzt von der ersten Krise seiner Laufbahn, die jahrelang konstant nach oben ging, sprechen.
Viel wichtiger aber wird zu sehen sein, wie er diese neue Herausforderung in Angriff nimmt. Voraussetzung dafür ist hundertprozentige Fitness, die er aus bisher noch ungeklärter Ursache bereits seit der Vorbereitung vermisst. Um diese wiederzuerlangen, muss und wird sich der 25-Jährige die Zeit nehmen. Das wird für einen der härtesten Arbeiter im Welttennis nicht leicht, aber falscher Ehrgeiz ist fehl am Platz. Sosehr ihn und die Fans der Davis Cup in seiner Heimat reizt, kommen in diesem Jahr noch andere, wichtigere Höhepunkte.
Die Besten ihrer Zunft kommen aus solchen Rückschlägen stärker zurück und Dominic Thiem ist aus diesem Holz geschnitzt. Ist er im Vollbesitz seiner Kräfte, wird er (wieder) um die großen Titel spielen. Hoffentlich früher als später.