Wie viele Gasteigers gibt es in der ÖVP?
Warum es Politiker im Ausgedinge nicht lassen können, ihren Parteien auszurichten, wie schrecklich sie sind.
Fast alle kennen Waldorf und Statler. Die beiden Gschaftlhuber im Ausgedinge haben es sich auf dem Balkon der Muppet Show gemütlich gemacht und lästern über alles und jeden, der da unten auf der Bühne herumläuft.
In der Politik wimmelt es von solchen Figuren. Sie können es nicht lassen, sich auch ungefragt zu Wort zu melden. Sehr oft ist gekränkte Eitelkeit die Triebfeder für die Blutgrätsche gegen Nachfolger und Parteifreunde. Nur selten trifft die Attacke aus dem Hinterhalt des Altenteils die politischen Gegner von einst. Der Angriff auf die eigenen Leute ist viel spannender und wird als besonders mutig interpretiert.
Nun hat sich der frühere Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreter Arno Gasteiger mit seiner Kritik an der Politik von ÖVP-Obmann Sebastian Kurz in die Liste der vielen Stimmen aus dem politischen Off eingereiht: Erhard Busek, Heinrich Neisser, Franz Voves, Hannes Androsch und andere haben über Jahre öffentlich kein gutes Haar am Spitzenpersonal ihrer eigenen Parteien gelassen und damit jene Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die sie seit ihrem Rücktritt offenbar so schmerzlich vermissen.
Über die inhaltliche Kritik Gasteigers (Kurz sei rechtspopulistisch, er nutze die Stimmung gegen Flüchtlinge, er überlasse den Sicherheitsapparat der FPÖ, er befürworte unsoziale Sozialpolitik und er lasse sich vom „Kurz-Anbetungsverein“huldigen) kann und soll man diskutieren. Doch nichts davon ist neu. Alles ist auch von dieser Zeitung bereits mehrfach aufgezeigt worden.
Gasteiger war eigentlich nie einer, der nach seiner politischen Karriere das Licht der Öffentlichkeit gesucht hat. Als ehemaliger Journalist musste er jedoch damit rechnen, dass sein Austrittsschreiben bekannt würde. Seine Verantwortung, das Ganze sei eine Privatangelegenheit, klingt so, als habe er Angst vor der eigenen Courage bekommen.
Der Kanzler und seine Umgebung sollten die Verbalinjurie aus Salzburg nicht persönlich, aber ernst nehmen. Denn Gasteiger ist nicht allein. Wie viele von seiner Art gibt es in der ÖVP? Die Partei vermeldet gleichzeitig neue Beitrittsrekorde.
Aus der noch punktuellen Unzufriedenheit könnte ein Flächenbrand entstehen. Verdiente Altfunktionäre fühlen sich von den Jungen nicht ernst genommen. Das Motto „Hände falten, Goschn halten“hat es in der ÖVP schon gegeben. Es hat zum Verlust der Mehrheit geführt. Darauf wird es Sebastian Kurz nicht ankommen lassen und den Kurs adaptieren.