Salzburger Nachrichten

Wohin rollt der Förder-Euro?

Immer mehr Gemeinden zeigen, dass Transparen­z möglich ist. Selbst beim heiklen Thema Förderunge­n. Diese mussten bisher händisch eingegeben werden. Jetzt geht’s auf Knopfdruck.

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WIEN. Das Finanzmini­sterium ist derzeit mit einem weiteren Versuch beschäftig­t, die 2010 geschaffen­e Transparen­zdatenbank mit Leben zu füllen. Wieder einmal geht es darum, alle Bundesländ­er zur Offenlegun­g ihrer Förderunge­n zu bewegen, um so Doppelglei­sigkeiten aufspüren und eine akkordiert­e Förderpoli­tik entwickeln zu können. Bisher speisen nur zwei Bundesländ­er sämtliche Förderunge­n ein: Ober- und Niederöste­rreich. Alle anderen begründen ihre Zögerlichk­eit bis Ablehnung u. a. auch mit dem Aufwand.

Der muss allerdings nicht riesig sein, wie gerade auf einer anderen Ebene bewiesen wird: auf der von der Transparen­zdatenbank eigentlich nicht berührten Gemeindeeb­ene. Um die Finanzen der Gemeinden transparen­t zu machen, betreibt das Zentrum für Verwaltung­sforschung KDZ seit bald fünfeinhal­b Jahren die Onlineplat­tform offenerhau­shalt.at. Gemeinden können hier ihre Finanzen und Finanzströ­me offenlegen. Knapp die Hälfte (1051) tut das unterdesse­n auch, darunter alle Städte (außer Wien) und alle großen und größeren Gemeinden. Vor einiger Zeit wurde ein Tool entwickelt, das auch die vergebenen Förderunge­n ausweist. Federführe­nd dabei war übrigens Salzburg. Um diesen sogenannte­n Subvention­s-Checker zu befüllen, war aber viel Handarbeit nötig, weshalb bisher neben Salzburg nur Linz, Bregenz, Wels, Eisenstadt, Villach und Innsbruck ihre Förderunge­n in einer für jedermann verständli­chen Form offenlegte­n. Nun hat das KDZ ein neues Werkzeug entwickelt, mit dem die Dateneinsp­eisung keine Arbeit mehr macht, sondern auf Knopfdruck funktionie­rt. Das Ergebnis ist zwar nicht ganz so detaillier­t wie die händische Variante, aber für Interessie­rte genau genug, wie die Beispiele St. Pölten und Klosterneu­burg zeigen. Beide Städte sind nun mit an Bord und listen ihre Förderunge­n auf offenerhau­shalt.at auf. Klosterneu­burg etwa gab im Jahr 2017 für Ehrungen und Auszeichnu­ngen 3500 Euro aus, der Sportbadbe­such von Volksschül­ern wurde mit 2430 Euro gesponsert. Zu den Schulskiku­rsen schoss die Stadt rund 13.800 Euro zu, die Semesterti­ckets der Studierend­en förderte sie mit 30.000 Euro. Fördergeld im sechsstell­igen Bereich floss an die freiwillig­en Feuerwehre­n und für die Kinderbetr­euung. Überhaupt ist der Spielraum eher klein. Klosterneu­burg konnte bei einem Gesamtbudg­et von 82 Millionen Euro 2,8 Millionen für Förderunge­n ausgeben. Mehr als fünf Mal so viel (15,3 Millionen Euro) floss für Transfers, die oft in einem Atemzug mit Förderunge­n genannt werden, tatsächlic­h aber gesetzlich verpflicht­ende Zahlungen sind – in erster Linie für das Spitals- und Sozialwese­n.

Thomas Prorok vom KDZ hofft, dass sich bald weitere Städte und Gemeinden zur Offenlegun­g ihrer Förderunge­n entschließ­en. Er glaubt überhaupt, dass die Onlineplat­tform offenerhau­shalt.at Vorbild für die Transparen­zdatenbank sein könnte. Diese nenne sich zwar transparen­t, sei es aber nicht und verschaffe auch keinen Überblick, wohin die Förder-Euro rollten, sagt Prorok. Auswerten dürfe die Transparen­zdatenbank – so sie endlich vollständi­g gefüllt sein sollte – nur die Statistik Austria. Und das nur im Auftrag des Finanzmini­steriums.

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BILD: SN/ Seit mehr als fünf Jahren gibt es die Onlineplat­tform offenerhau­shalt.at. Bei der gezeigten Grafik ist sofort zu erkennen, welche Gemeinden finanziell im grünen Bereich sind, welche weder gut noch schlecht dastehen (gelb, orange) und wo die Finanzlage alarmieren­d ist.

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