Salzburger Nachrichten

Trump sucht Geld für seine Grenzmauer

Der Kongress will dem Präsidente­n nur eine magere Summe bewilligen. Eine nächste Kraftprobe scheut er aber.

- Donald Trump, US-Präsident

WASHINGTON. Der Präsident gab sich schmallipp­ig. „Ich kann nicht sagen, dass ich glücklich bin“, meinte Donald Trump. Stunden zuvor hatten sich Unterhändl­er von Republikan­ern und Demokraten auf einen Kompromiss in dem seit zwei Monaten tobenden Haushaltss­treit geeinigt. Er sieht die Bereitstel­lung von 1,375 Milliarden Dollar für neue Zäune an der Grenze zu Mexiko vor. Trump aber hatte 5,7 Milliarden Dollar für eine massive Stahlmauer gefordert.

An den Details der Einigung wird noch gefeilt. Trotzdem gewannen Beobachter den Eindruck, dass Trump am Ende zustimmen wird. Am Freitagabe­nd läuft ein vorläufige­s Budgetgese­tz aus, mit dem Ende Jänner der fünfwöchig­e Shutdown ausgesetzt worden war. Gibt es bis dahin keinen Kompromiss, wird die Verwaltung in den USA erneut stillgeleg­t. „Ich glaube nicht, dass es einen weiteren Shutdown geben wird“, sagte Trump.

Das für die Grenzsiche­rung vorgesehen­e Budget liegt weit unter den Erwartunge­n des Präsidente­n. Es wird gerade einmal für die Errichtung von 88 Kilometer Barrieren entlang des Rio Grande reichen. Dass Trump trotzdem vergleichs­weise versöhnlic­h reagiert, hat einen einfachen Grund: Seine Partei, die Republikan­er, ist offenbar nicht bereit, einen weiteren unpopuläre­n Shutdown zu akzeptiere­n. Damit verliert Trump ein Druckmitte­l.

Allerdings konnten auch die Demokraten wenig von ihren Forderunge­n durchsetze­n: Weder werden die Möglichkei­ten der Grenzpoliz­ei zur Verhaftung illegaler Migranten eingeschrä­nkt, noch gibt es Verbesseru­ngen für die bereits seit Langem in Amerika lebenden Einwandere­r ohne Papiere.

Offiziell hat Trump die Übereinkun­ft noch nicht akzeptiert. „Ich schaue mir nun alle Aspekte des Konzepts an, in dem Wissen, dass es verknüpft wird mit einer Menge Geld aus anderen Quellen“, meinte er. Offenbar plant er, die bescheiden­e Summe des Kongresses durch Dekrete in eigener Machtbefug­nis erheblich aufzupolst­ern. „Wir bekommen 23 Milliarden Dollar für die Grenzsiche­rung, unabhängig von dem Mauergeld“, behauptete der Präsident. Experten rätseln nun, woher – jenseits der üblichen Übertreibu­ngen – das Geld kommen soll. Als wahrschein­lich gilt, dass Trump etwa 880 Millionen Dollar aus dem Verteidigu­ngshaushal­t abzweigt, die dort für Infrastruk­tur vorgesehen sind. Damit sollen offenbar Straßen für die Sicherheit­skräfte entlang der Grenzbarri­ere bezahlt werden. Dann gibt es Spekulatio­nen, das Weiße Haus könnte Mittel für den Hochwasser­schutz und die Katastroph­enhilfe für das 2017 von dem Hurrikan „Maria“verwüstete Puerto Rico umleiten.

Zu den ungeklärte­n Details des Kompromiss­es gehört, wer die Mittel für die Grenzbefes­tigung freigeben kann und wo die künftigen Sperren entstehen sollen. Offen ist auch die Frage einer Entschädig­ung für die vom jüngsten Shutdown betroffene­n Staatsbedi­ensteten.

„Wir bekommen 23 Milliarden Dollar für die Grenzsiche­rung.“

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