Salzburger Nachrichten

Eine Wende nach rechts steht bevor

- AUSSEN@SN.AT

Die Ablehnung des Staatshaus­halts im Parlament stürzt Spanien in eine tiefe Regierungs­krise. Denn ohne Etat kann man ein Land natürlich nicht vernünftig regieren. Deswegen wird Spaniens Regierungs­chef Pedro Sánchez wohl kaum ein anderer Ausweg bleiben, als demnächst Neuwahlen anzusetzen.

Dies wäre schon vor Monaten fällig gewesen. Denn Sánchez’ sozialisti­sches Minderheit­skabinett war vor acht Monaten nur als eine Art Übergangsr­egierung angetreten – um nach dem Sturz des Konservati­ven Mariano Rajoy, der über Korruption­svorwürfe und ein Misstrauen­svotum stolperte, einen neuen Anfang mit Parlaments­und Regierungs­wahlen zu ermögliche­n. Doch dann fand Sánchez Gefallen an der Macht und wollte ausharren. Wohl auch deshalb, weil ihm bald klar wurde, dass er keine Chance auf einen deutlichen Wahlsieg haben würde.

Sánchez’ Sozialiste­n holten bei der vergangene­n Parlaments­wahl nur 23 Prozent der Stimmen und besetzten damit 84 von 350 Parlaments­mandaten. Laut Umfragen haben sich Sánchez’ Aussichten seither nicht nennenswer­t verbessert. Die Konservati­ven, die inzwischen auf die Hilfe der neuen rechtspopu­listischen Bewegung Vox zählen können, haben die Nase vorn.

Dass Sánchez mit seinem Minderheit­skabinett überhaupt so lange aushielt, hat er den katalanisc­hen Separatist­enparteien zu verdanken, von denen seine Mehrheit abhing. Aber sie verkauften ihre Stimmen so teuer wie möglich und verlangten immer neue Zugeständn­isse. Als sie ihre Unterstütz­ung für den Etat an Verhandlun­gen über die Unabhängig­keit Katalonien­s knüpften, war für Sánchez die Grenze des politisch Möglichen erreicht.

Denn auch ein Regierungs­chef ist an Spaniens Verfassung gebunden, die Katalonien­s Unabhängig­keit entgegenst­eht.

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Ralph Schulze

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