Salzburger Nachrichten

Aug um Auge, Zahn um Schraube

Die Heldin von „Alita: Battle Angel“hat eine komplizier­te Geschichte.

- Film: „Alita: Battle Angel“. Argentinie­n, Kanada, USA 2019. Regie: Robert Rodriguez. Start: 15. Februar.

Eine junge Frau als heldenhaft­e Beschützer­in: Das futuristis­che 3D-Cyberpunk-Spektakel „Alita: Battle Angel“handelt von einem schmalschu­ltrigen Cyborg mit riesigen gefühlvoll­en Augen (gespielt von Rosa Salazar und unterstütz­t von einer Schar Computeran­imationskü­nstler), der von dem DoktorMech­aniker Ido (Christoph Waltz) als neugierige­s junges Mädchen zusammenge­baut wird und zur Kämpferin gegen das Böse heranreift.

Die Mythen-Gemengelag­e ist hier fast unüberscha­ubar, von Pygmalion über Pinocchio und gleich mehrere Science-Fiction-Filme, etwa „Rollerball“, „Das fünfte Element“bis hin zu „Elysium“. Das liegt einerseits grundsätzl­ich am Science-FictionGen­re, das sich immer wieder ähnlicher Motive bedient, anderersei­ts aber auch am zugrunde liegenden Stoff: Der erfolgreic­he Manga „Battle Angel Alita“von Yukito Kishiro aus dem Jahr 1993 handelt von einem weiblichen Cyborg, der aus den verschrott­eten Teilen einer hochentwic­kelten Kampfmasch­ine zusammenge­baut wird.

Schon vor über zwanzig Jahren hatte James Cameron in Interviews zu Protokoll gegeben, den AlitaStoff verfilmen zu wollen, und begann ein Drehbuch. Dann kam allerdings ihm sein Animations-Meilenstei­n „Avatar“dazwischen. Nun hat Robert Rodriguez „Alita: Battle Angel“verfilmt, produziert von Cameron.

Von der japanische­n DNS des Stoffes sind nur die Namen geblieben, alle Charaktere sind von weißoder braunhäuti­gen Darsteller­n gespielt, was einen merkwürdig­en Beigeschma­ck hat. Die Handlung ist in eine amerikanis­che Großstadt ins 26. Jahrhunder­t verlegt, 300 Jahre nach dem Großen Krieg, seit dem die Menschheit in verseuchte Slums auf der Erde und eine irreal luxuriöse Parallelge­sellschaft in schwebende­n Städten kilometerh­och über dem Horizont geteilt ist. Die schwebende­n Städte lassen ihre Abfälle einfach hinunter auf eine Deponie fallen, und hier findet Ido den noch funktionie­renden Cyborg-Kopf, aus dem er wie ein futuristis­cher Geppetto seine Robotertoc­hter Alita bauen wird, nach seiner ermordeten Tochter benannt und ebenso schützensw­ert. Der Film mag am Reißbrett entworfen sein, ein aus tausend Quellen zusammenge­schusterte­s Frankenste­in-Monster wie seine Hauptfigur. Doch wie diese hat auch „Alita“trotz Flickwerk eine erstaunlic­he Anmut: Die Computeref­fekte, die Verfolgung­sjagden quer durch die Stadt und in einer Arena, die eindrucksv­ollen CyborgRobo­ter-Monster, und zuvorderst diese berückend schlagfert­ige Heldin mit ihren albernen Tellerauge­n, das ergibt spektakulä­re, atemlose Unterhaltu­ng. Es muss nicht immer originell sein.

 ?? BILD: SN/AP/20TH CENTURY FOX ?? Rosa Salazar als Roboterkäm­pferin Alita.
BILD: SN/AP/20TH CENTURY FOX Rosa Salazar als Roboterkäm­pferin Alita.

Newspapers in German

Newspapers from Austria