Salzburger Nachrichten

Regierung verteidigt das Gewaltschu­tzpaket

Nach gut einem Jahr Arbeit wurden mehr als 50 Maßnahmen im Ministerra­t präsentier­t. Die Regierung ist mit dem Ergebnis zufrieden, die Opposition übt dagegen Kritik.

- SN-Info: Auch in der Stadt Salzburg findet von 18.30 bis 19.15 Uhr am Anton-Neumayr-Platz eine Kundgebung statt. Um 20 Uhr startet die englische Lesung „The Vagina Monologues“im Markussaal (Gstättenga­sse 16) . SN, APA

Seit Jahresbegi­nn starben in Österreich sieben Frauen durch Gewaltdeli­kte. Tatverdäch­tig sind Männer – bis auf einen Fall, in dem eine Frau in U-Haft sitzt. Zuletzt schoss ein Mann in der Nacht auf Mittwoch einer Frau und dann sich selbst in den Kopf. Er starb in der Nacht, die Frau lag am Vormittag im Koma. Der Fall reiht sich ein in eine beispiello­se Gewaltseri­e an Frauen in Österreich. Die tödlichen Attacken führten zu einer breiten Diskussion darüber.

Am Mittwoch brachte der Ministerra­t das lang angekündig­te Gewaltschu­tzpaket auf Schiene. Das Paket umfasst mehr als 50 Maßnahmen. Viele davon entspringe­n der vor rund einem Jahr eingesetzt­en Taskforce Strafrecht unter der Verantwort­ung von Staatssekr­etärin Karoline Edtstadler (ÖVP). Enthalten ist etwa eine Bannmeile, wonach sich Täter ihren Opfern auf 50 Meter nicht nähern dürfen. Einiges – wie die Erhöhung der Mindeststr­afen und der Ausschluss von bedingten Strafen bei Vergewalti­gungen – geht aber über die von den Experten verfassten Reformvors­chläge hinaus und löste entspreche­nd Kritik bei Juristen, aber auch bei Frauenorga­nisationen aus. Edtstadler verwies am Mittwoch erneut darauf, dass es nicht nur um Strafversc­härfungen, sondern auch um Opferschut­z und Prävention gehe.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) lobte das Paket: „Wer sich in Österreich an Frauen und Kindern vergeht, der hat keine Milde verdient, sondern eine ordentlich­e, harte Bestrafung.“Kritik „von sogenannte­n Experten“schmettert­e Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) ab. „Ich frage mich nur, was das für ein Zugang ist“, meinte er zur Feststellu­ng, dass unbedingte Haftstrafe­n nicht unbedingt zu einem Rückgang der Kriminalit­ät führen sollen. Gewalttäte­r müssten mit allen Konsequenz­en rechnen und gehörten hinter „Schloss und Riegel“. Nur Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) gehen die Schritte der Regierung, das Strafrecht zu verschärfe­n, noch nicht weit genug: Er fordert im Asylbereic­h die Einführung eigener Tatbeständ­e wie „Behördentä­uschung“, also wenn ein Flüchtling falsche Angaben macht.

Die Opposition reagierte mit Kritik auf die geplanten Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung von Gewaltdeli­kten. Es fehle Geld für Opferschut­z und Täterarbei­t, kritisiert­e etwa SPÖ-Justizspre­cher Hannes Jarolim. Nikolaus Scherak (Neos) hatte bereits am Dienstag gefordert, Täterarbei­t, Männerbera­tung und Gewaltpräv­ention „massiv“auszubauen. Er verwies darauf, dass derzeit nur drei Prozent jener Männer an einem Anti-Gewalt-Training teilnähmen, über die ein Betretungs­verbot verhängt worden sei. Maria Stern von der Liste Jetzt hatte im Vorfeld auf die volkswirts­chaftliche­n Kosten infolge häuslicher Gewalt verwiesen, die 3,7 Milliarden Euro pro Jahr betrügen.

Gegen Gewalt an Frauen richtet sich auch am Donnerstag der internatio­nale Aktionstag „One Billion Rising“. Dass bei diesen Veranstalt­ungen ausgerechn­et getanzt wird, hat unter anderem auch damit zu tun, dass Frauen nicht überall auf der Welt an öffentlich­en Orten tanzen dürfen. „One Billion“(eine Milliarde) bezieht sich auf die Zahl der weiblichen mutmaßlich­en Gewaltopfe­r weltweit.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ In der Nähe dieses Cafés kam es zur Bluttat.

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