Streik und Flugumleitung brachten Bullen nicht aus der Ruhe
In Frankreich statt in Belgien landete Österreichs Meister. Bei Gegner Brügge sehnt man sich in die Zeit unter Ernst Happel zurück.
Die Zeiten, als der FC Brügge eine ganz große Nummer im europäischen Fußball war, sind lange vorbei. Es begann vor genau 45 Jahren, im Winter 1973/74. Der angehende neue Coach Ernst Happel sah ein Spiel der abstiegsbedrohten Blau-Schwarzen auf der Tribüne. Als ihn die Clubfunktionäre danach bei den Vertragsgesprächen fragten, wo er positive Ansätze gesehen habe, erklärte der österreichische Trainerstar ohne Umschweife: „Alles war schlecht.“Dieser Satz – auf Deutsch! – ist bis heute ein geflügeltes Wort im belgischen Fußball.
Happel machte alles besser, warf die Altstars aus dem Kader und feierte in der Folge drei Meistertitel. Im Europacup eliminierten die jungen Wilden aus Brügge Gegner wie Juventus Turin, Real Madrid, AC Mailand, den Hamburger SV und AS Rom. Nur der FC Liverpool war in zwei Endspielen (UEFA-Cup 1976, Meistercup 1978) zu stark. An das 78er-Finale, das in London mit 0:1 verloren ging, erinnert heute noch der VIP-Bereich im Jan-Breydel-Stadion, der als „Club Wembley“firmiert. Als inoffizieller Happel-Gedenkort gilt die Bar des Hotels Weinebrugge am Stadtrand, wo der „Wödmasta“seinerzeit residierte. Mit Happel’scher Gelassenheit nahm Salzburg-Trainer Marco Rose die organisatorischen Unannehmlichkeiten (Flug wegen Streiks nach Lille statt nach Ostende, Abschlusstraining nicht im Stadion) hin: „Wir nehmen’s, wie es kommt.“Die fehlende Pflichtspielpraxis sieht er nicht als Hindernis: „Das sorgt dafür, dass wir noch aufmerksamer sein werden“, meinte Rose. „Es gibt keine Ungewissheit. Wir wissen schon, was wir können.“31 Saisonspiele ohne Niederlage machen selbstbewusst. Rose sagt: „Wer unsere Serie kennt, weiß, dass wir in der Vergangenheit viel richtig gemacht haben. Aber es geht um das, was kommt.“
Mit Christoph Leitgeb, Darko Todorović und Kilian Ludewig fehlten drei Kaderspieler im Flieger. Dafür waren Asien-Cup-Finalist Takumi Minamino und der norwegische Neuzugang Erling Haaland mit an Bord. Marco Rose hat für den Angriff somit alle Möglichkeiten. Sein Kollege Ivan Leko kann nur rätseln, welche Salzburger spielen werden.