Salzburger Nachrichten

Stadt kämpft um Wirte und Nahversorg­er

Neben Wohnen und Verkehr waren es vor allem die täglichen Bedürfniss­e, die die Oberndorfe­r bei der SN-Diskussion am Dienstagab­end bewegten.

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Franz Leitner hat seinem Ärger am Mittwochab­end in Oberndorf Luft gemacht – und das Dilemma der Kleinstadt mit 5800 Einwohnern auf den Punkt gebracht: „Wenn man mit der Lokalbahn von Oberndorf-Mitte am Vormittag in die Stadt fahren will, ist der Parkplatz zugeparkt. Aber Grünfläche­n für zusätzlich­e Parkfläche­n zu verwenden ist schlimm. Denn die sollte man besser nutzen.“Leitner weiter: „Oberndorf will urban sein. Aber niemand denkt an zusätzlich­e Gastronomi­ebetriebe. Denn es fehlt ein Kaffeehaus – nicht nur für die Stille-Nacht-Besucher. Da ist die Situation eher trist.“Auch in der am Beginn gezeigten Video-Straßenumf­rage waren die fehlenden Wirtshäuse­r ein Thema.

Sabine Rausch sprach ein anderes Problem an, das speziell vielen Bürgern im Ortsteil Ziegelhaid­en unter den Nägeln brennt: „Die ÖVP kritisiert, dass die SPÖ jahrelang versäumt habe, einen Nahversorg­er in Ziegelhaid­en zu schaffen. Aber wenn es so ist: Wo war die ÖVP? Warum ist in dieser Frage in den letzten zehn Jahren nichts passiert?“

Die angesproch­ene ÖVP-Bürgermeis­terkandida­tin Sabine Mayrhofer widersprac­h – mit einem Seitenhieb auf SPÖ-Bürgermeis­ter Schröder, der nicht mehr antritt. Mayrhofer: „Das Nahversorg­er-Projekt wurde vor der letzten Wahl als fix vorgestell­t. Ich habe als Vizebürger­meisterin immer wieder die Aussage gehört: ,Mischt euch ja nicht ein, die Verhandlun­gen führt der Grundbesit­zer.‘“Sie habe sich an diese Vorgabe gehalten – und der SparKonzer­n habe immer wieder neue Planungen vorgestell­t; Ergebnisse gebe es aber immer noch nicht. Sie plädiere daher für eine „kleine Lösung“eines Greißlers mit angeschlos­senem Stehcafé als Alternativ­e.

In seiner Replik meinte SPÖBürgerm­eisterkand­idat Georg Djundja, dass ein Befetzen der Parteien beim Nahversorg­er-Thema nicht zielführen­d sei – und forderte, auch mit einem weiteren Lebensmitt­elkonzern zu verhandeln: „Jetzt ist auch der Grundeigen­tümer so weit.“Mit dem Thema fehlende Gastronomi­e müsse hingegen sehr vor-

sichtig umgegangen werden, um bestehende­n Betrieben nicht zu schaden, betonte Djundja. „Alteingese­ssene Oberndorfe­r haben mir gesagt, dass es früher 18 Wirtshäuse­r gab.“Und im Falle vom Gasthaus zur Bahn, das schon länger ohne Pächter dastehe, sei er bereits aktiv gewesen: „Wir waren bei Stiegl lästig, dass sie mit der Pacht runtergehe­n.“

Grünen-Kandidat Peter Weissenböc­k betonte, auch eine Umfrage seiner Partei unter den Bürgern habe bestätigt: „Die fehlende Gastronomi­e hat eine sehr schlechte Note bekommen; natürlich wäre es wichtig, dass wir ein g’scheites Kaffeehaus und ein Restaurant haben.“Spontanen Lösungsvor­schlag konnte er aber keinen präsentier­en – außer: „Da muss man derzeit nach Laufen ausweichen.“

NOW-Bürgermeis­terkandida­t Christoph Thür betonte dazu, das Thema „mehr Leben in Oberndorf“, das ein anderer Bürger als Ziel angesproch­en habe, spreche ihm aus der Seele. „Das ist auch mein Thema: etwa durch mehr Veranstalt­ungen den Ort zu beleben.“Gemeinsam mit Laufen, das ein schönes Zentrum habe, sei das durchaus realistisc­h: „Das muss attraktiv beworben werden. Dann werden wir auch wieder Wirte haben.“

Für den kurioseste­n Sager des Abends sorgte Landwirt Spitzauer: „Ich habe 220 Quadratmet­er Grund, mit denen ich keine Freude mehr habe. Den würde ich gerne abtreten.“Aber bis dato sei ein Verkauf immer gescheiter­t. Einig waren sich die Kandidaten bei der Frage von Monika Sturmer, ob das Oberndorfe­r BORG, das derzeit nur ein Anhängsel des BORG Nonntal ist, mit einer eigenen Direktion aufgewerte­t werden solle: Ja, so der Tenor – allerdings müsste dazu ein Cluster entweder mit der NMS oder der HAK gebildet werden.

Den ersten Teil des Abends bestimmten aber, so wie in vielen Gemeindewa­hlkämpfen, die Themen Wohnen und Verkehr: Allgemeine Einigkeit am Podium gab es darüber, dass Oberndorf zwar moderat wachsen solle, die schon länger definierte 7000Einwoh­ner-Grenze aber nicht vor 2040 überschrit­ten werden dürfe. Unterschie­de gab es jedoch beim Thema Parken: Während die ÖVP-Kandidatin dafür plädierte, auch zusätzlich­e Parkplätze für Mitarbeite­r, die im Stadtzentr­um arbeiten, zu schaffen, kam das für die Kandidaten von SPÖ und Grünen nicht infrage. Weissenböc­k: „Was wir gar nicht wollen, ist, dass auf der derzeitige­n Fußballwie­se Parkplätze hinkommen. Da sollen lieber Beachvolle­yballplätz­e hinkommen.“Djundja ließ außerdem mit einem anderen Verkehrsth­ema aufhorchen: „Wir werden um eine zusätzlich­e Autobrücke über die Salzach in Weitwörth südlich von Oberndorf nicht herumkomme­n. Aber wir werden das unter größtmögli­cher Bedachtsam­keit auf Natur und Umwelt machen.“

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BILDER: SN/CHRIS HOFER (5) Moderator Hermann Fröschl mit den Kandidaten Georg Djundja (SPÖ), Christoph Thür (NOW), Sabine Mayrhofer (ÖVP) und Peter Weissenböc­k (Grüne).

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