Salzburger Nachrichten

Gasteiger findet Nachahmer

„Arno, ich geh mit dir.“Mit diesen Worten pflichtet ein ehemaliger ÖVP-Ortschef der Entscheidu­ng Gasteigers bei, aus der Partei auszutrete­n. Auch er distanzier­t sich von der „türkisen Linie“in Wien.

- Josef Krois, ÖVP-Bürgermeis­ter in Köstendorf von 2003 bis 2012

SALZBURG. Der Austritt des früheren Landeshaup­tmann-Stellvertr­eters Arno Gasteiger aus der ÖVP hat hohe Wellen geschlagen. Wie berichtet, hat Gasteiger in einem Schreiben sechs Gründe formuliert, warum er der ÖVP nach 47 Jahren den Rücken kehrt. Seine Kritik hat sich an der Bundespart­ei entzündet, konkret an der Linie von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz. Die ÖVP sei unter ihm zu einer rechtspopu­listischen Bewegung geworden, kritisiert der frühere Politiker und Manager.

Gasteigers Aktion findet in der ÖVP durchaus Befürworte­r. Einer davon ist der Köstendorf­er Altbürgerm­eister Josef Krois. Er war von 2003 bis 2012 ÖVP-Bürgermeis­ter in der Flachgauer Gemeinde. Den SN-Artikel kommentier­te Krois am Mittwoch mit den Worten „Arno, ich gehe mit dir!“Auf Nachfrage sagt Krois, dass auch er sich über die ÖVPBundesp­artei maßlos ärgere. „Diese türkise Linie behagt mir überhaupt nicht. Ich möchte mich, wo es geht, davon distanzier­en.“Er habe einen christlich­sozialen Hintergrun­d. „Und das kommt mir bei dieser Bundes- regierung zu kurz. Da finde ich so einiges unchristli­ch, wie man mit den Ausländern oder den Armen umgeht beispielsw­eise.“Der Altbürgerm­eister spricht von einer „braun-blauen Politik, mit etwas schöneren Worten, aber ohne Werte dahinter“. Es werde populistis­ch Stimmung gemacht. „Und das verachte ich.“

Ein Parteiaust­ritt wird es beim Köstendorf­er wohl nicht werden. Denn dem örtlichen Seniorenbu­nd wolle er verbunden bleiben. Auch der Landespart­ei, weil er gut gefunden habe, dass sich die ÖVP in Salzburg nicht für Schwarz-Blau entschiede­n habe. „Aber ich wollte meinem Ärger über die Bundespart­ei Luft machen. Ich habe schon darauf gewartet, bis der erste Prominente kommt und kann.“

Mit Genugtuung hat die Salzburger SPÖ den Austritt Gasteigers am Mittwoch kommentier­t. „All das, was durch die Machtergre­ifung von Sebastian Kurz in der ÖVP zu befürchten war, hat sich mittlerwei­le bestätigt. Der Parteiaust­ritt von Arno Gasteiger könnte aber immerhin für ein Umdenken der Demokratin­nen und Demokraten innerhalb der Volksparte­i sorgen“, meint SPÖ-Landesgesc­häftsführe­r Hannes Mathes. Dass die ÖVP im selben Atemzug auf gestiegene Mitglieder­zahlen verweise, bestätigt für die SPÖ nur „das undemokrat­ische Politikver­ständnis, das die ÖVP mittlerwei­le hat“, sagt Mathes. ich mich anschließe­n

„Ich finde so einiges unchristli­ch bei dieser türkisen Linie.“

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