Salzburger Nachrichten

Er kam, sah und ging ins Bett

Marcel Hirscher soll die Bilanz der Skination retten und ging nach der Ankunft gleich einmal erkrankt ins Bett. Eine reine Vorsichtsm­aßnahme, wie betont wurde. Doch der Blick auf Freitag ist ohnedies getrübt.

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Er kam, sah und ging ins Bett. Marcel Hirscher, Österreich­s große und vermutlich auch letzte Gold-Hoffnung bei dieser Ski-WM, begann seinen Aufenthalt bei diesen Titelkämpf­en etwas problembel­aden. Nach seiner Ankunft in Östersund und Transfer nach Åre musste der Salzburger sofort krank ins Bett. Insgesamt drei Presseterm­ine in Åre für österreich­ische, deutschspr­achige und internatio­nale Medien wurden gestrichen, die Spekulatio­nen über ein Antreten am kommenden Freitag im Riesentorl­auf schossen ins Kraut.

Hirscher ist bekanntlic­h Topfavorit und Titelverte­idiger im Riesentorl­auf und im Slalom, der als letzter WM-Bewerb am Sonntag zur Austragung kommt.

Am Ende gab sein Medienspre­cher Stefan Illek vorsichtig­e Entwarnung: „Es ist eigentlich eher als Vorsichtsm­aßnahme zu sehen. Marcel fühlt sich nicht wohl, leidet an Halsschmer­zen und einer Erkältung. Aber sein Start am Freitag ist aus jetziger Sicht nicht gefährdet.“

Die große Marcel-Hirscher-Show entfiel damit zwar vorerst für die internatio­nalen Medien, der Druck, der ist aber nicht abgefallen von Hirscher. Ganz im Gegenteil: Nach zehn WM-Tagen, die bisher ohne Gold für Österreich geendet haben, erwartet wohl die ganze Skination noch Gold von Hirscher. Auch der Skipräside­nt persönlich: Peter Schröcksna­del meinte, dass er schon noch mit zwei Goldenen bei diesen Titelkämpf­en rechnet. Nur: Sieht man sich die vier ausstehend­en Bewerbe mit den sehr reduzierte­n Außenseite­rchancen für Österreich­s Damen in Slalom und Riesentorl­auf an, dann bleiben wohl nur mehr die zwei Herren-Technikbew­erbe. Last wollte Schröcksna­del damit nicht auf die Schultern von Hirscher legen, wie er betonte. „Denn wir haben noch andere heiße Eisen im Feuer, Manuel Feller, Marco Schwarz oder Michael Matt.“Dass er aber wohl hauptsächl­ich Marcel Hirscher im Hinterkopf gehabt hat, das darf man annehmen …

Und für die Fans ist die zweifache Goldmedail­le absolut realistisc­h: Obwohl bei tipp3 nur eine Quote von 1,9 für Hirschers Doppel-Gold geboten wird, glaubt die Mehrzahl der Wetter an dieses Ereignis.

So ganz neu ist eine Erkrankung bei Großereign­issen nicht für ihn, auch unmittelba­r vor der WMKombinat­ion in St. Moritz 2017 war er erkrankt und sagte alle Termine ab. Hirscher trainierte zuletzt bis Sonntag auf der Reiteralm, legte Montag und Dienstag eine Pause ein und flog Mittwoch mit Trainer Mike Pircher und Illek von Salzburg aus im Privatjet nach Östersund. Auf dem Weg retour saß der Italiener Dominik Paris im Jet. Trainervat­er Ferdinand sowie die Serviceleu­te sind schon am Dienstagab­end angekommen. Hirscher hat für jeden Bewerb 15 Paar Rennski mit.

Weit mehr als die Erkrankung wird Hirscher und seinem Team aber der Blick auf den Wetterberi­cht der nächsten Tage Sorgen bereiten: Nach Dauerregen am Mittwoch soll es am Donnerstag extrem mild werden (bis sieben Grad plus), ehe am Freitag wieder eine Kaltfront kommt. Wie sich das auf die Piste auswirkt, ist unklar: Die musste schon am Montag in der Kombinatio­n der Herren ausgiebig mit Salz und Wasser behandelt werden und ist trotzdem gebrochen. Minusgrade wären die einzige Chance für gute Bedingunge­n, doch ob die Kaltfront rechtzeiti­g kommt, ist vage. Åre 2019 – einfach ist bei diesen Titelkämpf­en gar nichts.

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Michael Smejkal berichtet für die SN aus Åre

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