Eine Sportart, in der es 20 Kilogramm Rindfleisch zum Frühstück gibt
Taktik, Hierarchie und penibel geplante Pausen. Eigentlich sind Hundeschlittenrennen ein bisschen wie Skirennen.
Es soll ja Menschen geben, die Skirennen eher für eine Belustigung denn für eine Sportart halten. Dieses Gefühl dürfte auch Nicklas Blom kennen, nur eben ein bisschen andersherum. Denn er bestreitet eine Sportart, mit der man bei uns wohl auch wenig am Hut hat, die aber viel Respekt verdient: Er bestreitet Hundeschlittenrennen.
Der freie Tag der Ski-WM hat uns veranlasst, unseren Horizont einmal mit einer anderen Sportart zu erweitern. Oder zumindest mit einem Hauch davon, denn wir waren drei Stunden unterwegs und nicht 700 Kilometer, die die großen Langstreckenbewerbe in Norwegen und Kanada dauern. Für unseren Ausflug hat Blom 14 seiner Alaska-Huskys vor den Rennschlitten gespannt. Und ja: Er liebt seine Tiere sehr innig, „so sehr wie meine Kinder“, wie er sagt, und denen muss es echt gut gehen. Denn damit seine Hunde auch gut in den Tag starten, ist er am Mittwoch schon um sechs Uhr früh aufgestanden und hat seinem Gespann 20 Kilogramm Rindfleisch in der Suppe gekocht und verfüttert. Ein Kilogramm Rindfleisch und ein Liter Suppe, das ist für einen derartigen Husky ein gutes Frühstück, aber mindestens vier Stunden vor dem Lauf. Bei Bewerben gibt es übrigens auch Lachs, wegen des Fettgehalts, denn so ein Hund braucht im Wettkampf bis zu 10.000 Kilokalorien am Tag. Und jetzt sage bitte keiner, es gebe bei HuskyRennen keine Taktik, es gibt ja im Slalom auch eine Taktik. „Die ersten 350 Kilometer dienen dem Transport, erst auf den zweiten 350 steigert man das Tempo. Gespanne, die es umgekehrt machen, kommen selten an.“
Über 700 Kilometer und sechs Tage wächst man mit seinem Gespann zusammen, pausiert wird maximal zwei Stunden, dann liegen der Musher und die Hunde rund ums Lagerfeuer. Da ist es wichtig, dass jeder im wahrsten Sinne das Wortes die Schnauze hält, denn nervöse Tiere stören die kurze Nachtruhe empfindlich. Darum wird das auch manchmal trainiert.
Auf jeden Fall – und das ist eine Parallele zum Profisport – gibt es auch hier strikte Hierarchien: Die entzückende Leithündin Hilla (im Bild) darf danach mit zum Kaffeeplausch in die Hütte und gleich auf das Rentierfell, der Rest bleibt draußen im Schnee liegen.