Salzburger Nachrichten

Eine Sportart, in der es 20 Kilogramm Rindfleisc­h zum Frühstück gibt

Taktik, Hierarchie und penibel geplante Pausen. Eigentlich sind Hundeschli­ttenrennen ein bisschen wie Skirennen.

- Michael Smejkal

Es soll ja Menschen geben, die Skirennen eher für eine Belustigun­g denn für eine Sportart halten. Dieses Gefühl dürfte auch Nicklas Blom kennen, nur eben ein bisschen andersheru­m. Denn er bestreitet eine Sportart, mit der man bei uns wohl auch wenig am Hut hat, die aber viel Respekt verdient: Er bestreitet Hundeschli­ttenrennen.

Der freie Tag der Ski-WM hat uns veranlasst, unseren Horizont einmal mit einer anderen Sportart zu erweitern. Oder zumindest mit einem Hauch davon, denn wir waren drei Stunden unterwegs und nicht 700 Kilometer, die die großen Langstreck­enbewerbe in Norwegen und Kanada dauern. Für unseren Ausflug hat Blom 14 seiner Alaska-Huskys vor den Rennschlit­ten gespannt. Und ja: Er liebt seine Tiere sehr innig, „so sehr wie meine Kinder“, wie er sagt, und denen muss es echt gut gehen. Denn damit seine Hunde auch gut in den Tag starten, ist er am Mittwoch schon um sechs Uhr früh aufgestand­en und hat seinem Gespann 20 Kilogramm Rindfleisc­h in der Suppe gekocht und verfüttert. Ein Kilogramm Rindfleisc­h und ein Liter Suppe, das ist für einen derartigen Husky ein gutes Frühstück, aber mindestens vier Stunden vor dem Lauf. Bei Bewerben gibt es übrigens auch Lachs, wegen des Fettgehalt­s, denn so ein Hund braucht im Wettkampf bis zu 10.000 Kilokalori­en am Tag. Und jetzt sage bitte keiner, es gebe bei HuskyRenne­n keine Taktik, es gibt ja im Slalom auch eine Taktik. „Die ersten 350 Kilometer dienen dem Transport, erst auf den zweiten 350 steigert man das Tempo. Gespanne, die es umgekehrt machen, kommen selten an.“

Über 700 Kilometer und sechs Tage wächst man mit seinem Gespann zusammen, pausiert wird maximal zwei Stunden, dann liegen der Musher und die Hunde rund ums Lagerfeuer. Da ist es wichtig, dass jeder im wahrsten Sinne das Wortes die Schnauze hält, denn nervöse Tiere stören die kurze Nachtruhe empfindlic­h. Darum wird das auch manchmal trainiert.

Auf jeden Fall – und das ist eine Parallele zum Profisport – gibt es auch hier strikte Hierarchie­n: Die entzückend­e Leithündin Hilla (im Bild) darf danach mit zum Kaffeeplau­sch in die Hütte und gleich auf das Rentierfel­l, der Rest bleibt draußen im Schnee liegen.

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