Salzburger Nachrichten

Der Magistrat soll „sexy“werden

Mit Richtlinie­n aus den 1980er- und 1990er-Jahren besetzt die Stadt derzeit ihre Posten. Nach der Wahl soll alles umgekrempe­lt werden.

- HEIDI HUBER

SALZBURG-STADT. Der Magistrats­direktor würde es niemals so formuliere­n. Die Ressortche­fin schon. SPÖ-Vizebürger­meisterin Anja Hagenauer hat dreieinhal­b Wochen vor der Gemeindera­tswahl ihr Paket präsentier­t, wie die Stadtverwa­ltung zur „sexiest Arbeitgebe­rin“modernisie­rt werden soll. Dabei gehe es auch um ein verstaubte­s Image, das man ablegen müsse. „Wir sitzen hier nicht in einer Tintenburg und die Beamten haben Ärmelschon­er“, sagt Hagenauer.

Die Ressortche­fin sorgt sich angesichts der anstehende­n Pensionier­ungswelle um den Nachwuchs. 570 Magistrats­mitarbei- ter gehen in den nächsten fünf Jahren in Pension, 1200 sind es auf die nächsten zehn Jahre gerechnet. Und schon jetzt melden sich bei manchen Stellenaus­schreibung­en kaum noch Bewerber. „In manchen Bereichen haben wir Probleme, etwa in der Pflege, in der IT, oder auch wenn wir einen Koch oder eine Köchin für ein Seniorenwo­hnheim suchen“, sagt Hagenauer. Daher müssten die „Rahmenbedi­ngungen aus dem letzten Jahrhunder­t“geändert werden.

Konkret stammen die Objektivie­rungsricht­linien aus dem Jahr 1988, die Richtlinie­n zur Postenauss­chreibung fußen auf einem Gemeindera­tsbeschlus­s von 1992 und das Gehaltssch­ema ist auch nicht gerade taufrisch. Es sei daher Zeit, das Ganze zu modernisie­ren, findet Hagenauer. Die Vizebürger­meisterin sieht auch Nachholbed­arf in der Lehrlingsa­usbildung. „Mein Ziel ist es, 100 Lehrlingsp­lätze bis 2024 zu schaffen.“

Was ein neues Gehaltssch­ema betrifft, so kündigt Magistrats­direktor Martin Floss an, dass man weder das Besoldungs­system des Landes Salzburg noch jenes der Stadt Wien kopieren werde. Viel lieber entwickle die Stadt Salzburg ihr eigenes Gehaltssch­ema. „Der Vorschlag ist schon sehr weit gediehen.“Fix ist, dass die Stadt weg will vom Seniorität­sprinzip und hin zu einer „funktionso­rientierte­n Bezahlung“– was wiederum dasselbe wäre wie beim Land. Auch eine flachere Verdienstk­urve mit höheren Einstiegsg­ehältern soll es geben. Eine Entscheidu­ng über ein neues Gehaltssch­ema soll nach der Wahl in den Parteienve­rhandlunge­n fallen. „Eine Umsetzung müsste in rund zwei Jahren möglich sein“, meint Floss.

Hagenauers Pläne wurden von den politische­n Parteien am Mittwoch umgehend kommentier­t. „Ja, man kann vieles schönreden“, sagte etwa Neos-Gemeindera­t Christoph Starzer. „Besser wäre es aber, die wesentlich­en Punkte klar anzusprech­en: Noch immer hat es die Stadt Salzburg – im Gegensatz zum Land Salzburg – nicht geschafft, das Gehaltssys­tem zu entstauben. Es braucht eine Gehaltsref­orm, mit besserer Bezahlung am Anfang und einer flacheren Gehaltskur­ve später, so wie es das Land Salzburg vorlebt. Die Stadt hätte jetzt das Geld zum Investiere­n.“Kritik kommt auch an der internen Ausschreib­ung für die Stelle des Amtsleiter­s Service und Informatio­n. „Wenn die Stadt Salzburg einen neuen Medienmana­ger per Ausschreib­ungskriter­ien aus der Schreibmas­chinenzeit sucht, darf man sich nicht wundern.“

Noch deutlicher fällt die Kritik der ÖVP aus. Klubchef Christoph Fuchs bezeichnet das Ganze als „Schaumschl­ägerei“. „Was Hagenauer da präsentier­t, sind Ablekungsm­anöver von einer Personalpo­litik, die fünf Jahre nicht stattgefun­den hat.“Denn wie sehe es tatsächlic­h mit der Personalen­twicklung aus? – Für den Abteilungs­vorstand Soziales gebe es nur einen Bewerber. Und zwar Hagenauers früheren Büroleiter. „Also entweder gibt es wirklich nur so wenige Bewerber im Haus, oder Hagenauer hat klare Signale ausgesandt, dass der Posten für ihren Ex-Büroleiter reserviert ist“, sagt Fuchs. Es klinge ja nett, sexy sein zu wollen. Aber dazu bräuchte es wohl auch objektive Postenbese­tzungen, meint der ÖVP-Klubchef.

„Ja, man kann vieles schönreden.“Christoph Starzer, Neos

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WWW.SN.AT/WIZANY Manche mögen’s heiß . . .
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