Österreichs Kartellwächter nehmen Amazon ins Visier
Zwingt der US-Onlineriese seinen Händlern unfaire Vertragsbedingungen auf? Nach Frankreich und Deutschland spürt Amazon nun auch aus Österreich Gegenwind.
Die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) prüft, ob Amazon seine marktbeherrschende Stellung zum Nachteil seiner Lieferanten einsetzt. Das Ermittlungsverfahren wurde am Donnerstag eröffnet. Österreich ist nicht das erste Land, das sich mit dem Onlineriesen anlegt: Das Bundeskartellamt in Deutschland hat im November ein Missbrauchsverfahren eröffnet. Die Doppelrolle Amazons als größter Händler und größter Marktplatz berge das Potenzial für Behinderungen der externen Händler. Die Ermittlungen laufen noch. Frankreich hatte bereits 2017 eine Kartellbeschwerde eingereicht. Amazon droht dort eine Strafe in der Höhe von zehn Millionen Euro.
Das Verfahren in Österreich beruht auf zahlreichen Beschwerden, die der Handelsverband gesammelt hat. Betroffen ist etwa ein heimischer Weinhändler: Im Dezember habe Amazon ohne Rücksprache bei seinen Produkten vermerkt, dass die Lieferung wohl erst nach Weihnachten eintreffe – obwohl der Händler pünktlich zugestellt hätte. Die Um- sätze des Weinhändlers brachen daraufhin ein. Ein Juwelier sei nach einer verspäteten Lieferung auf dem Amazon-Marktplatz gesperrt worden – obwohl ihn keine Schuld an der Verzögerung traf. Der Kunde hatte ein Silberarmband mit Gravur gekauft, dem Schmuckhändler allerdings nicht verraten, was er eingraviert haben wollte.
Die neue Holding zur Verwaltung der Unternehmensbeteiligungen der Republik nimmt Gestalt an. Am Freitag findet die Generalversammlung statt, bei der die ÖBIB in die ÖBAG und damit eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird. Danach erfolgt die Wahl des Aufsichtsrats, der aus sechs Kapitalvertretern und drei Arbeitnehmervertretern bestehen wird. Einen Vorsitzenden hat das Kontrollgremium bereits: Finanzminister Hartwig Löger hat den Unternehmensberater Helmut Kern als Präsidenten nominiert. Kern war bei den Beratungsunternehmen Deloitte und PwC tätig, 2015 wurde er wirtschaftlicher Leiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Wien. Der Aufsichtsrat bestellt am Freitag einen Interimsvorstand.