Salzburger Nachrichten

Ein Muskelspie­l mit begrenztem Nutzen

Die SPÖ fügte der Regierung im Bundesrat eine peinliche Niederlage zu. Schön für die SPÖ. Doch war es das wert?

- Andreas Koller ANDREAS.KOLLER@SN.AT

Am Donnerstag haben zwei Institutio­nen, die zuletzt ein wenig im Dämmerschl­af lagen, ein kräftiges Lebenszeic­hen von sich gegeben. Und zwar der Bundesrat, der erstmals ein absolutes Veto gegen ein Gesetz des Nationalra­ts einlegte, sprich: Dieses Gesetz kann nun nicht in Kraft treten. Und die SPÖ, die erstmals seit geraumer Zeit dokumentie­ren konnte, dass sie auch noch da ist und dass die Regierung nicht alleinige Herrin im eigenen Haus ist.

Man gönnt beiden Institutio­nen ihren Bedeutungs­zuwachs. Abgesehen davon ist freilich die inhaltlich­e Frage zu stellen: War es das wert? Ist die Ökostromno­velle tatsächlic­h ein solch miserables Gesetz, dass der Bundesrat gar nicht anders konnte, als auf Betreiben der SPÖ, die dort mehr als ein Drittel der Sitze hat, die Muskeln spielen zu lassen?

Faktum ist, dass die 130 Biomassean­lagen nur rund 3,4 Prozent des in Österreich produziert­en Stroms ausmachen; dass dieser Strom nicht marktfähig ist und nur durch hohe Subvention­en ins Netz gebracht werden kann; dass diese Subvention­en die heimischen Stromkunde­n 150 Millionen im Jahr kosten; und dass die Verbrennun­g von Holz zwar eine nachhaltig­e (wächst nach!), aber keine besonders umweltfreu­ndliche Form der Energiegew­innung ist.

Weshalb man der Argumentat­ion der SPÖ, die über einen „Blankosche­ck in Höhe von 150 Millionen Euro an die Holzindust­rie“wettert, doch einiges abgewinnen kann.

Auf der anderen Seite steht der Umstand, dass 2020 ohnehin ein Gesetz zum Ausbau der erneuerbar­en Energie in Kraft treten soll und die geplatzte Ökostromno­velle nur eine kurzfristi­ge und notwendige Überbrücku­ng darstellte. Denn die betroffene­n Kraftwerke – auch jene, die in roten Gemeinden betrieben werden – müssen ohne die in der Ökostromno­velle vorgesehen­en gestützten Tarife mitsamt ihren Arbeitsplä­tzen zusperren. Somit erscheint das von der SPÖ nun veranstalt­ete Getöse reichlich deplatzier­t. Und auch reichlich formalisti­sch, denn ob die Stromtarif­e im Gesetz festgeschr­ieben werden (wie die SPÖ fordert) oder auf dem Verordnung­sweg festgezurr­t werden (wie die Regierung in ihrem Gesetz vorsah), ist eine Frage, die nur für Verfassung­sFeinspitz­e von größerem Interesse ist. Von größerem Interesse ist die Frage, ob die subvention­sgestützte, von jeglichem marktwirts­chaftliche­n Denken befreite Verbrennun­g von Biomasse geeignet ist, die notwendige Energiewen­de herbeizufü­hren. Doch diese Frage ist nicht Gegenstand der Ökostromno­velle.

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