Salzburger Nachrichten

Hirscher: „Bin nicht allzu optimistis­ch“

Viele Fragezeich­en vor dem WM-Riesentorl­auf in Åre – und Marcel Hirscher ist das größte davon.

-

Er ist der Olympiasie­ger, Weltmeiste­r und jahrelange Dominator im Riesentorl­auf und damit bei der WM-Entscheidu­ng in dieser Disziplin (Freitag, 14.15/17.45) auch der große und logische Favorit – nur Marcel Hirscher, von dem hier die Rede ist, sieht das selbst nicht so: „Allzu optimistis­ch bin ich nicht. Halsweh, Ohrenweh, Schnupfen. Also ich bin zwar kein Doktor, aber ich würde sagen, ein grippaler Infekt“, teilte Marcel Hirscher mit, nachdem er am Vormittag in Åre noch einige Trainingsl­äufe bestritten hat.

So ganz neu sind Probleme vor großen Titelkämpf­en bei Hirscher nicht. Es hat den Eindruck, als müsste er sich noch weitere Hürden aufbauen, die er überspring­en kann, egal ob Materialpr­oblem, Michael Smejkal berichtet für die SN aus Åre Formproble­m oder nun eine Erkältung, die ihn stoppen könnte. Auch vor der WM in St. Moritz 2017 war er nicht ganz fit, dann holte er überlegen den Titel in Slalom und Riesentorl­auf.

Hirscher ist aber bei Weitem nicht das einzige Fragezeich­en an diesem Freitag. Da ist die Frage, wie sich Wind (Spitzen bis zu 80 km/h sind vorhergesa­gt) und Wetter (Regen am Vormittag, dazu Plusgrade) präsentier­en werden, und natürlich auch, wie die Strecke beschaffen sein wird: Die wurde schon am Montag in der Kombinatio­n mit Salz und Wasser behandelt und sollte noch bis zum sonntägige­n Slalom durchhalte­n. Und auch die Frage, wer der erste Herausford­erer von Hirscher auf dieser Piste und bei diesen Bedingunge­n sein wird, ist nicht so einfach zu beantworte­n. Alexis Pinturault, Loïc Meillard oder doch Henrik Kristoffer­sen? „Die Bedingunge­n sind super für uns Norweger, wir sind wie auf Salz geboren“, meinte Kristoffer­sen in norwegisch­en Medien.

Von all dem versuchten sich Hirscher und sein Team am Donnerstag fernzuhalt­en. „Seine Erkältung hat sich nicht wirklich verbessert, wir haben trotzdem trainiert und das hat ihm gutgetan. Wir hoffen natürlich alle, dass es bergauf geht und nicht bergab“, meinte sein Trainer Mike Pircher nach dem Vormittags­training. Das hatte vor allem den Zweck, Spannung aufzubauen nach drei trainingsf­reien Tagen.

Was die Piste betreffen wird, da gibt sich der Hirscher-Coach wenig Illusionen hin: „Ich erwarte eine Salzpartie, es wird warm bleiben. Hoffentlic­h spielt der Wind nicht so eine große Rolle, damit es fair bleibt und die Piste nicht zu weich wird“, sagt Pircher, der aber gleich wieder den Optimisten auspackt: „Ich bin schon positiv“, sagt er und erklärt auch, warum: „Weil Marcel auch oft schnell war, wenn er sich schlecht gefühlt hat. Das Gefühl auf dem Ski wird sicher passen.“Auch wenn er bei diesen Bedingunge­n zuletzt vor dem abgesagten Riesentorl­auf in Garmisch-Partenkirc­hen trainiert hat.

Dass Hirscher die Skination retten muss, das sei zudem auch nicht neu für den Salzburger Seriensieg­er. Pircher: „Er ist gereift und lässt sich nicht mehr so unter Druck setzen wie in Schladming 2013, wo ganz Österreich die Goldmedail­le gefordert hat. Da war er jünger, aber er hat es auch perfekt gemeistert. Damals hat er sich das sehr zu Herzen genommen, heute steht er eher über den Dingen.“

Auf jeden Fall wäre Gold eine historisch­e Medaille für Hirscher: Es wäre sein siebtes WM-Gold und damit würde er mit Toni Sailer gleich- ziehen – damals galten aber auch die Olympia-Goldmedail­len von Cortina als WM-Titel. Mit Sicherheit ist dieses Thema eines, das Hirscher wenig interessie­ren wird.

Neben Hirscher gehen noch vier weitere Österreich­er in den Bewerb, doch nur Manuel Feller dürfte echte Medaillenc­hancen haben. Der ist zwar in vier der letzten fünf Rennen ausgefalle­n, aber das stört ihn wie erwartet nicht: „Ich stehe auch hier am Start, um zu gewinnen. So wie ich es halt bei meinen meisten Rennen mache. Es wird schwierig, aber ich versuche es.“

 ?? BILD: SN/GEPA ?? Marcel Hirscher sieht der WM mit gemischten Gefühlen entgegen.
BILD: SN/GEPA Marcel Hirscher sieht der WM mit gemischten Gefühlen entgegen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria