„Wir waren von Trakl damals besessen“
Karl Merkatz fühlt sich dem Salzburger Dichter seit seinen Studententagen nahe. Am Sonntag liest der Schauspieler Gedichte zu Bach-Kantaten.
SALZBURG. Für Irritationen sorgten sie beide: Georg Trakl als libertärer Dichter mit expressionistischen Sprachbildern, Karl Merkatz 60 Jahre später als dauerfluchender „echter Wiener“Antiheld oder als wortgewaltiger Fleischhauer im Dritten Reich.
Der Schauspieler fühlt sich seit seiner Studentenzeit am Mozarteum zum Werk des Salzburger Dichters hingezogen. „Wir waren damals regelrecht besessen von Trakl“, erzählt Merkatz. Er war auch dabei, als in den 1970ern die „Szene der Jugend“das Traklhaus enterte und im Hof eine zeitgenössische „Jederfrau“-Version spielte. „Wir haben das exakt zur gleichen Zeit wie den ,Jedermann‘ am Domplatz gespielt. Die Salzburger Festspiele waren erzürnt und haben uns das ver- boten“, erinnert sich Merkatz. Merkatz sei als Tod mit der „Maschin’“vorgefahren – drei Jahrzehnte bevor er bei den Salzburger Festspielen als Gott und armer Nachbar im „Jedermann“den Domplatz enterte.
Am Sonntag wird der mittlerweile 88-Jährige seine Liebe zu Georg Trakl wieder aufflammen lassen und in der Salzburger Christuskirche Gedichte des Salzburger Dichters lesen: „Es sind sehr schöne Sachen, weil man bei Trakl das Versmaß in dem Sinn nicht lesen kann. Man muss sich durcharbeiten, um Sinn und Sprache weiterzuführen.“
Dass es in Trakls Texten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs um Tod und Verwesung gehe, möge für das Publikum vielleicht irritierend sein, sagt Merkatz. „Aber Krieg und Mord sind Themen, die derzeit hochaktuell sind, und sie werden es morgen und übermorgen auch sein.“
Das Salzburger Vokalensemble BachWerkVokal wird unter der Leitung von Gordon Safari thematisch passende Kantaten von Johann Sebastian Bach interpretieren: „Ach Gott, vom Himmel sieh darein“und „Ach Gott, wie manches Herzeleid“. Auch zu Bachs Musik pflegt Merkatz eine besondere Beziehung.
„Trakl schreibt von Krieg und Mord, das ist heute aktuell.“