Salzburger Nachrichten

Alleingang beim Ökostrom

Umweltmini­sterin will neues Biomasse-Gesetz nun ohne SPÖ beschließe­n.

- SN, APA

Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat in Sachen Ökostromfö­rderung für 47 vom Aus bedrohte Biomassean­lagen eine neue Linie eingeschla­gen und umgeht die Blockade der SPÖ. Die Verlängeru­ng der Förderung soll auf einfachges­etzlichem Weg kommen, der Entwurf soll im März in Begutachtu­ng gehen. Zwei-Drittel-Mehrheiten im National- sowie im Bundesrat sind nicht mehr nötig, weil der Bund nur ein Rahmengese­tz beschließt. Die Bundesländ­er sollen in der Folge eigene Ausführung­sgesetze beschließe­n. Es gebe bereits positive Signale der Länder. Köstinger geht davon aus, dass auch SPÖ-dominierte Länder mitziehen, denn Wien wäre einer der Hauptprofi­teure, Stichwort Kraftwerk Simmering.

Die SPÖ reagierte indigniert: „Die ÖVP packt jetzt die juristisch­e Brechstang­e aus und hebelt demokratis­che Beschlüsse des Parlaments aus, nur um nicht mit der SPÖ reden zu müssen“, sagte SPÖKlubviz­e Jörg Leichtfrie­d. Dafür hole man ein Grundsatzg­esetz gemäß Verfassung­sartikel 12 „aus der juristisch­en Rumpelkamm­er“.

Die Verlängeru­ng der Förderung der von der Schließung bedrohten Biomassekr­aftwerke solle so rasch wie möglich in Kraft treten, sagte Köstinger. An den Eckpunkten ändere sich mit der Neuregelun­g nichts, es werde auch nicht teurer. 47 Anlagen sollen für drei Jahre 140 bis 150 Mill. Euro erhalten.

Der Biomasseve­rband begrüßte die Interimslö­sung, mit der die vom Tarifende betroffene­n Biomassekr­aftwerke bis zum Inkrafttre­ten des Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetzes (EAG) in Betrieb gehalten werden sollen. Die 47 Anlagen für feste Biomasse fallen schrittwei­se schon seit 2017 bis inklusive heuer aus der Förderung. Auch der niederöste­rreichisch­e Landesrat Stephan Pernkopf zeigte sich erfreut. „Sonst hätten Holzkraftw­erke schließen und im Gegenzug Strom aus Atomkraft und Kohle importiert werden müssen.“Die Verlängeru­ng der Fördertari­fe sei für die Zukunft von 14 der insgesamt 29 Biomassekr­aftwerke in Niederöste­rreich von lebensnotw­endiger Bedeutung, sie sicherten 1300 Arbeitsplä­tze. Köstinger hatte von 6400 Jobs in Österreich gesprochen, um die es gehe.

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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER 47 Biomassean­lagen droht die Schließung.

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