Salzburger Nachrichten

Kranke Psyche: Wo bleibt der Plan?

Gesundheit­swesen reagiert laut RH nicht angemessen auf das Problem.

- I.b.

Unzufriede­n mit der Versorgung psychisch Erkrankter ist der Rechnungsh­of (RH). Angesichts des ständig wachsenden Kreises der Betroffene­n fehle es sowohl an übergreife­nden Versorgung­skonzepten als auch an einer handfesten Angebotspl­anung, kritisiert er. Und stellt klipp und klar fest: Das Gesundheit­swesen reagiere „nicht angemessen“auf das – auch finanziell – immer größer werdende Problem.

Zwar hätte die Politik vor Jahren eine „Nationale Strategie“zur psychische­n Gesundheit entworfen, sie sei seither aber nur in Teilbereic­hen – insbesonde­re bei der Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie – konkreter gemacht worden. Zur finanziell­en Bedeutung der Folgekoste­n schreibt der RH: Die Invaliditä­tspensione­n und Rehabilita­tionsgelde­r, die wegen psychische­r Erkrankung­en zuerkannt wurden, hätten 2016 bereits die Grenze von einer Milliarde Euro gesprengt. Damit seien allein diese Aufwendung­en binnen neun Jahren um fast 260 Millionen Euro gestiegen. Auf 1,8 Millionen Tage fast verdoppelt hätten sich zwischen 2007 und 2016 die Krankensta­ndstage wegen psychische­r Probleme, was einen Mehraufwan­d beim Krankengel­d von mindestens 35 Millionen Euro bedeutete.

Dabei sei da noch keine Rede von der eigentlich­en Behandlung psychische­r Erkrankung­en, ihren Ursachen und ihrer Verbreitun­g. Und diese Daten fehlten auch weitgehend, kritisiert der Rechnungsh­of. Man wisse zwar, dass die Krankenver­sicherungs­träger 2016 österreich­weit fast 216 Millionen Euro für Psychophar­maka ausgegeben hätten (das entsprach sieben Prozent der gesamten Heilmittel­ausgaben). Unklar sei aber, wer welche Behandlung – Psychophar­maka oder psychosozi­ale Dienste oder beides – erhalten habe und mit welchen Folgen.

Der Rechnungsh­of weist ferner darauf hin, dass die Politik seit dem Jahr 1992 Psychother­apie auf Krankensch­ein ankündige – einen Gesamtvert­rag zwischen den Krankenkas­sen und den freiberufl­ichen Psychother­apeuten gäbe es aber immer noch nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria