Wir warten noch auf den großen Wurf
An diesem Wochenende könnte eine neue Zeitrechnung in Salzburg beginnen. Denn der neue Direktor des Museums der Moderne eröffnet seine erste Ausstellung. Deren Besuch ist empfehlenswert. „Der Maler als Fotograf“bringt zwei Genres zueinander: die einst revolutionäre, alle bisherige Bildschöpfung infrage stellende Fotografie und die altehrwürdigen Techniken vom Zeichnen, Bildhauen und Malen. Noch mehr ist eine Führung mit dem Direktor anzuraten: Thorsten Sadowsky erzählt virtuos, kenntnisreich und begeisternd über Ernst Ludwig Kirchner, den er gut kennt. Er hat ja fünf Jahre, bis 2018, das Kirchner-Museum in Davos geleitet.
Eigentlich sollte ein Anfang fürs Ganze stehen. Für ein Museum mit zwei beträchtlichen Häusern an prominenten Stellen – auf dem Mönchsberg und im Rupertinum, über und neben dem Festspielbezirk – ist eine Fotoschau dürftig. Zudem hat „Maler als Fotograf“kaum Bezug zum Standort, kaum Bezug zur Sammlung, ist zwar klug gemacht und apart konzipiert, wirft aber keinen Anker aus.
Jetzt sind zwei Räume auf dem Berg neu bestückt. Nächste Woche wird die nächste Etage eröffnet – mit Druckgrafik von Asger Jorn. Das zeugt mehr für ein Anfangen im Stückwerk als für einen großen Wurf. Auf den warten wir. Vielleicht beginnt ja dann eine neue Zeit für Moderne in Salzburg.