Salzburger Nachrichten

Basti und Bumsti inspiriere­n das klassische Polit-Kabarett

Fritz Egger feiert 30 Jahre Affront-Theater mit neuem Programm. Im Sommer belebt er das Volkstheat­er in Oberösterr­eich.

- Fritz Egger und Johannes Pillinger.

SALZBURG. „I woa grod no schnö auf Facebook“, berichtet Fritz Egger, „do woscht ma sich nochher gern die Händ’.“Die Exkrementh­aufen, die in sozialen Medien abgesonder­t werden, hinterlass­en Spuren.

Egger hat die jüngere Salzburger Kabarettge­schichte mitgeprägt, seit er 1989 das Affront-Theater gegründet hatte. „Noch während der Proben fiel die Berliner Mauer“, erinnert sich Egger mit augenzwink­erndem Stolz. Damals knüpfte der „Bundeskurz­ler“, wie Egger das Regierungs­oberhaupt nennt, erste Kontakte im Kindergart­en. Stoff liefern „Basti und Bumsti“, also Kurz und Strache, dem Polit-Kabarett über Gebühr.

In seinem 30-Jahr-Jubiläumsp­rogramm „Schmähstaa­t“, das vom Autorentan­dem Manfred Koch und Fritz Popp gewohnt politisch-angriffig angelegt wurde, bietet Fritz Egger ein Seminar zum Scheitern an. Sein bester Kunde? Herbert Kickl. „Sprich mir nach: I bin kla und schiach“, befiehlt Egger dem Innenminis­ter per Smartphone. Und weil der Schauspiel­er sich gern markante Figuren aneignet, lässt er auch potenziell­e Türkis-Blau-Wähler zu Wort kommen. „130 fohr i in der Rettungsga­sse“, grölt ein schambefre­iter Wiener, der am liebsten die Männerrepu­blik „Machostan“ausrufen würde.

Diese Typen, deren Sprache die Herkunft verrät, sind die Würze des neuen Programms. Der Sportverwe­igerer mit dem markanten Sprachfehl­er – „Zo zautz auz“– ist so ein Fall, aber auch der romantisch veranlagte Tiroler Geistliche, der Reizwäsche segnet und bei der Selbstgeiß­elung unablässig „Hashtag metoo“stöhnt.

Am leichteste­n fällt Egger das Idiom des Mühlviertl­er Ex-Postlers, dem die Umschulung eine späte Karriere in Kickls Reiterstaf­fel beschert. Seine Herkunft kann der gebürtige Oberösterr­eicher nicht verbergen. Ein neues Projekt bindet den vielseitig­en Theaterman­n wieder enger an die Heimat: Am Freitag wurde er als neuer Künstleris­cher Leiter des Theaters Meggenhofe­n im Hausruckvi­ertel präsentier­t. „Ich habe dort in den 1970er-Jahren als Mittelschü­ler meine ersten Theatererf­ahrungen gemacht“, erzählt Egger. Nach sechs Jahren als Ensemblemi­tglied im „Jedermann“bei den Salzburger Festspiele­n habe er im Sommer Zeit für Neues. Er wolle den Vierkantho­f im Juni und Juli mit Theater, Jazz und KabarettGa­stspielen von Andreas Vitasek oder Erwin Steinhauer wiederbele­ben. „Meine Bedingung war, dass ich eine Eigenprodu­ktion machen darf. Man muss dort das gehobene Volksstück wieder etablieren, die Kulisse ist ja schon da.“

Gespielt wird das Stück „Erde“von Karl Schönherr, Fritz Egger wird auch auf der Bühne zu erleben sein. Das Stück ist später auch auf dem Stiegl-Gut Wildshut zu sehen.

Den Kabarettis­ten Egger erlebt man nur im Kleinen Theater in Salzburg – im Duett mit seinem Stammpiani­sten Johannes Pillinger. Manche Songs sind auch nach 30 Jahren aktuell, andere von Haus aus zeitlos – etwa der Dialektdad­a von „Iwauniduwa“oder „Sozusagen“, eine Abrechnung mit sinnbefrei­tem Neusprech: „Deitsch is a Oaschparti­e, wenn ma’s net gscheit kann.“

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