Salzburger Nachrichten

Endlich ist es da, das ganz große Geld

Im Borowski-„Tatort“kommen diesmal vor allem Freunde von turbulente­n, amüsant-absurden Fällen auf ihre Rechnung.

- Borowski und das Glück der anderen, Sonntag ab 20.15 Uhr in ORF 2 und der ARD.

SALZBURG. Wer immer schon einmal wissen wollte, wie man eine Wohnungsei­nrichtung binnen weniger Minuten kurz und klein kriegt, wenn dafür nur ein Rasenmäher zur Verfügung steht – der „Tatort“zeigt es vor, und das in einer Folge aus dem kühlen Norden! Nein, das ist kein halbwegs normaler Film. Aber seit wann folgen Kriminalfi­lme nachvollzi­ehbaren Regeln?

Um das liebe Geld dreht sich der jüngste Fall des Kieler Kommissars Borowski, den Axel Milberg mit einem überlegten, stets überlegene­n Äußeren ausstattet. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass stille Wasser tief sein können.

Was soll sich die Supermarkt­kassiereri­n Peggy denken, wenn die überheblic­he Familie Dell im Haus gegenüber hemmungslo­s ihren Lottogewin­n feiert? Denken? Handeln!

Der Groll und Neid ist groß, zumal Frau Dell an der Supermarkt­kassa täglich zeigt, dass sie es nicht nötig hat zu sparen. So flippt Peggy aus und beschert Borowski seinen jüngsten Fall. Dabei ist der zum Gewinn passende Lottoschei­n noch gar nicht aufgetauch­t – und wird erst am Schluss des Films zum Vorschein kommen.

Peggy sagt zu ihrem Freund: „Sind wir glücklich? Wir haben doch alles, was wir brauchen.“– „Alles andere wäre unanständi­g“, brummelt er. Später pfeifen Kugeln durch eine geschlosse­ne Tür.

Regisseur Andreas Kleinert, „Tatort“-gestählt, liefert ein mit Ironie angereiche­rtes Krimivergn­ügen, das durch Details punktet, mit den Schauspiel­ern sowieso. Es lohnt sich, genau hinzuschau­en und hinzuhören. Auf den moralische­n Zeigefinge­r oder gar Spott wird verzichtet: Der kleinen Verkäuferi­n, die nie, nie Glück gehabt hat, liegt jetzt endlich das große Geld zu Füßen. Sie kann freilich damit nichts Gescheites anfangen.

Der Film durchdring­t Gesellscha­ftsschicht­en. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und der Kommissar erweist sich als listig. Die feine Klinge ist sein Besteck.

Borowski ahnt die Lösung, weiß sie nur nicht. Noch nicht. er

Ex-Buhlschaft Stefanie Reinsperge­r hat eine gar nicht so kleine, feine Rolle. Und die neue Kollegin von Borowski, Mila Sahin (Almila Bagriacik), ziert nicht nur ein rätselhaft­es blaues Auge, sie erweist sich auch unaufdring­lich-klug als sympathisc­he Ergänzung des Teams.

Es gibt ihn, den speziellen Mehrwert der Reihe. Gerade und besonders bei Borowski, der jüngst in einem Interview bekundet hat, durchaus auch 25 Jahre als Kommissar in Diensten stehen zu wollen. Uns Zuschauern wäre das schon recht.

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BILD: SN/NDR/CHRISTINE SCHROEDER Listig: Borowski (Axel Milberg) in Lauerstell­ung.

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