Endlich ist es da, das ganz große Geld
Im Borowski-„Tatort“kommen diesmal vor allem Freunde von turbulenten, amüsant-absurden Fällen auf ihre Rechnung.
SALZBURG. Wer immer schon einmal wissen wollte, wie man eine Wohnungseinrichtung binnen weniger Minuten kurz und klein kriegt, wenn dafür nur ein Rasenmäher zur Verfügung steht – der „Tatort“zeigt es vor, und das in einer Folge aus dem kühlen Norden! Nein, das ist kein halbwegs normaler Film. Aber seit wann folgen Kriminalfilme nachvollziehbaren Regeln?
Um das liebe Geld dreht sich der jüngste Fall des Kieler Kommissars Borowski, den Axel Milberg mit einem überlegten, stets überlegenen Äußeren ausstattet. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass stille Wasser tief sein können.
Was soll sich die Supermarktkassiererin Peggy denken, wenn die überhebliche Familie Dell im Haus gegenüber hemmungslos ihren Lottogewinn feiert? Denken? Handeln!
Der Groll und Neid ist groß, zumal Frau Dell an der Supermarktkassa täglich zeigt, dass sie es nicht nötig hat zu sparen. So flippt Peggy aus und beschert Borowski seinen jüngsten Fall. Dabei ist der zum Gewinn passende Lottoschein noch gar nicht aufgetaucht – und wird erst am Schluss des Films zum Vorschein kommen.
Peggy sagt zu ihrem Freund: „Sind wir glücklich? Wir haben doch alles, was wir brauchen.“– „Alles andere wäre unanständig“, brummelt er. Später pfeifen Kugeln durch eine geschlossene Tür.
Regisseur Andreas Kleinert, „Tatort“-gestählt, liefert ein mit Ironie angereichertes Krimivergnügen, das durch Details punktet, mit den Schauspielern sowieso. Es lohnt sich, genau hinzuschauen und hinzuhören. Auf den moralischen Zeigefinger oder gar Spott wird verzichtet: Der kleinen Verkäuferin, die nie, nie Glück gehabt hat, liegt jetzt endlich das große Geld zu Füßen. Sie kann freilich damit nichts Gescheites anfangen.
Der Film durchdringt Gesellschaftsschichten. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und der Kommissar erweist sich als listig. Die feine Klinge ist sein Besteck.
Borowski ahnt die Lösung, weiß sie nur nicht. Noch nicht. er
Ex-Buhlschaft Stefanie Reinsperger hat eine gar nicht so kleine, feine Rolle. Und die neue Kollegin von Borowski, Mila Sahin (Almila Bagriacik), ziert nicht nur ein rätselhaftes blaues Auge, sie erweist sich auch unaufdringlich-klug als sympathische Ergänzung des Teams.
Es gibt ihn, den speziellen Mehrwert der Reihe. Gerade und besonders bei Borowski, der jüngst in einem Interview bekundet hat, durchaus auch 25 Jahre als Kommissar in Diensten stehen zu wollen. Uns Zuschauern wäre das schon recht.