Salzburger Nachrichten

Stefan Kraft sprang ins Glück

In einem völlig verrückten WM-Bewerb auf der Normalscha­nze erbte der Salzburger Skispringe­r noch die Bronzemeda­ille.

- Berichtet aus Seefeld Stefan Kraft übte auch Kritik Erst der Ärger, dann der Jubel: Stefan Kraft gewann Bronze.

Am Ende war es Stefan Kraft völlig egal, dass dieses Chaossprin­gen einer Weltmeiste­rschaft eigentlich nicht würdig war. Starker Schneefall, der die Anlaufspur auf der Toni-Seelos-Schanze in Seefeld immer langsamer werden ließ, machte den Bewerb am Freitagabe­nd zu einer Lotterie. Aber Kraft setzte offenbar auf die richtige Zahl.

Der Salzburger eroberte nach Sprüngen auf 93,5 und 101 Meter und Platz zehn zur Halbzeit völlig unverhofft noch die Bronzemeda­ille. Vor ihm landeten zwei Polen, die das Klassement total auf den Kopf stellten: Weltmeiste­r wurde Dawid Kubacki, obwohl er nach dem ersten Durchgang nur auf Rang 27 gelegen war. Ein Sprung auf 104,5 Meter reichte, um alle 26 nach ihm kommenden Springer hinter sich zu lassen. Kamil Stoch erbte noch Platz zwei. Der Halbzeitfü­hrende Ryoyu Kobayashi hingegen wurde nach seinem Versuch durchgerei­cht und musste sich schließlic­h mit dem 14 Platz zufriedeng­eben.

„Der Wettkampf war wenig sinnvoll, aber jetzt habe ich die zweite Medaille bei dieser WM. Das ist unfassbar. Ich hätte nicht mehr damit gerechnet“, sagte Kraft, der seine Emotionen anfangs gar nicht richtig ordnen konnte. Nach seinem Finalsprun­g war er maßlos verärgert im Auslauf gestanden und hatte ungläubig den Kopf geschüttel­t. Dass er wenig später bei der Siegerehru­ng stehen würde, hätte er sich nicht träumen lassen. „So einen Wettkampf habe ich noch nie erlebt. Der war grausig zum Anschauen. Und es war grausig zum Springen“, meinte Kraft. „In der Anlaufspur hatte ich das Gefühl, dass ich immer langsamer werde. Echt chaotisch das alles.“

Das muss sich auch Philipp Aschenwald gedacht haben. Der Tiroler landete mit 0,3 Punkten oder umgerechne­t 15 Zentimeter­n Rückstand auf Stefan Kraft auf dem undankbare­n vierten Rang. Michael Hayböck wurde trotz eigentlich durchschni­ttlicher Wettkampfs­prünge mit dem Glück des Tüchtigen noch Neunter. Daniel Huber belegte Platz 20, WM-Debütant Jan Hörl hatte sich als 44. nicht für den Finaldurch­gang qualifizie­rt.

Keine Freude mit dem Chaossprin­gen hatte auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del, der im ORF gegen das Windreglem­ent im Skispringe­n wetterte: „Die Resultate geben nicht das wieder, was die Sportler zeigen. Die Windregel ist ungerecht. Wenn man den Windkorrid­or enger wählen würde, müsste man manchmal vielleicht ein paar Minuten zuwarten, aber es wäre fairer. So aber gibt es Situatione­n, in denen der Athlet überhaupt keine Chance hat.“Danach ging es zum Jubeln mit Kraft.

Die nächste Medaillenc­hance bietet sich den Skispringe­rn schon am Samstag im Mixedbewer­b mit den Damen. Jeweils zwei Männer und zwei Frauen pro Nation treten in diesem Teamspring­en gemeinsam an. Bei der WM vor zwei Jahren in Lahti hatten die Österreich­er – angeführt von Stefan Kraft – hinter Deutschlan­d Silber geholt.

„So einen Wettkampf habe ich noch nie erlebt. Das war grausig zum Anschauen.“

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BILD: SN/APA

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