Salzburger Nachrichten

Doping-Video bringt Beamten in Bedrängnis

Polizist spielte Film über die Festnahme von Sportlern in einen Kurznachri­chtendiens­t ein. Staatsanwa­ltschaft ermittelt.

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Ein Video hat rund um den Dopingskan­dal in Seefeld heftige Diskussion­en ausgelöst. Der etwa zehn Sekunden lange Film zeigt den österreich­ischen Langläufer Max Hauke beim Eigenblutd­oping und wie er von der Polizei auf frischer Tat ertappt wird. In dem Film ist zu sehen, wie Hauke auf einem Sofa sitzt und die Infusionsn­adel noch im Arm hat. Etliche Medien hatten das Video veröffentl­icht, andere, wie die SN, verzichtet­en darauf, weil Hauke dadurch in einer für ihn entwürdige­nden Situation dargestell­t wird. Der Presserat hat jedenfalls ein Verfahren eingeleite­t, um zu klären, ob die Veröffentl­ichung des Videos gerechtfer­tigt ist.

Wie immer die einzelnen Medien entschiede­n, bei der Polizei war man über die Veröffentl­ichung des Videos alles andere als glücklich. Schließlic­h handelt es sich um ein Beweismitt­el in einer laufenden Ermittlung. „Bei vielen Amtshandlu­ngen werden von der Polizei Videos angefertig­t, um die Amtshandlu­ng zu dokumentie­ren“, sagt der Sprecher des Bundeskrim­inalamts, Vincenz Kriegs-Au. Jedenfalls wurden noch in der Nacht auf Freitag Ermittlung­en aufgenomme­n, wer das polizeiint­erne Video weitergege­ben hat. Es dauerte nur Stunden, bis der verantwort­liche Beamte ausgeforsc­ht worden war. Der Mann hatte das Video in einen MessengerD­ienst eingespiel­t.

Der Beamte wurde mit sofortiger Wirkung vom Einsatz abgezogen. Zu welcher Abteilung der Mann gehörte, dazu gab es keine Informatio­nen. An der Amtshandlu­ng waren Mitarbeite­r des Bundeskrim­inalamts, aber auch der lokalen Polizei beteiligt.

Für den Beamten hat die Weitergabe des Videos weitreiche­nde Konsequenz­en. „Wir haben Ermittlung­en wegen Verdachts der Verletzung des Amtsgeheim­nisses eingeleite­t“, sagt der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr. Der Strafrahme­n für dieses Delikt betrage bis zu drei Jahre Haft. Vorerst warte man auf den Bericht der Polizei. Auch das Innenminis­terium wird in dieser Sache aktiv werden. Dem Beamten drohen disziplina­rrechtlich­e Konsequenz­en.

Die Weitergabe interner Bilder und Videos sorgt in der Polizei immer wieder für Aufregung. Zuletzt war dies der Fall, als im Jahr 2015 ein Foto weitergege­ben wurde, auf dem die 71 toten Flüchtling­e zu sehen waren, die in einem Kühllaster in der burgenländ­ischen Gemeinde Parndorf gefunden worden waren. Auch damals gab es interne Ermittlung­en.

Das Ergebnis: Es konnte ein Beamter ausgeforsc­ht werden, der das Foto unerlaubte­rweise innerhalb der Polizei weitergege­ben hatte. Ihm wurde eine Diversion angeboten. Wer das Foto an die Öffentlich­keit weitergege­ben hat, konnte hingegen nicht geklärt werden. Immerhin ermittelte die Staatsanwa­ltschaft gegen 17 Beamte.

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BILD: SN/GEPA Max Hauke und Dominik Baldauf wurden beim Doping erwischt.

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