„Max Verstappen wird heuer Formel-1-Weltmeister“
Nach der „besten Saisonvorbereitung in der Hybridära“wagt Red Bulls Motorsportchef Marko gewagte Ansagen.
Sie war ziemlich anders als in den vergangenen Jahren, die Stimmung bei den Red-Bull-Teams in der Schlussphase der Saisonvorbereitung. Keine defekten Antriebsteile, eine Menge Testkilometer auf dem Catalunya-Kurs, sehr viele Daten, kompakte Leistung beider Teams – so verließen Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz und sein Motorsportverantwortlicher Helmut Marko Katalonien mit viel Zufriedenheit, der Gewissheit um gelungene Konstruktionen von Red Bull Racing und der Scuderia Toro Rosso und Vorfreude auf die neue Saison – mit RBR erstmals als Werkteam und neuem Partner von Honda. SN: Sie scheinen nach den Tests sehr zuversichtlich. Warum? Helmut Marko: Weil es die besten Tests seit Einführung der Hybridformel für uns waren. Wir kamen trotz der Ausritte von Gasly auf unglaubliche Kilometer, hatten absolute Zuverlässigkeit dank Honda. Durch die vielen Kilometer kamen wir in der Abstimmung sehr weit und sind daher heuer für das erste Rennen ganz anders aufgestellt. SN: Ihre Bewertung der Fahrer? Max (Verstappen) ist mit 21 schon im fünften F1-Jahr und Leader bei einem der konkurrenzfähigsten Teams. Die junge Linie entspricht ja unseren Vorstellungen. Dazu Pierre (Gasly), der in der ersten Saisonhälfte Punkte sammeln und in der zweiten Max herausfordern soll. Er könnte in der Qualifikation bald an Verstappen dran sein, im Rennen wird es wohl noch etwas dauern. Bei Toro Rosso kehrt Daniil (Kwjat) als gefestigte Persönlichkeit zurück, hat Erfahrungen gesammelt und weiß, dass dies seine letzte Chance ist. Er hat bisher die Erwartungen ebenso erfüllt wie Alex (Rookie Albon), der eine der positiven Überraschungen ist – er braucht nur kurze Zeit, um auf Speed zu kommen, und zeigt eine beherzte Fahrweise. SN: Welche Neuerungen kommen noch vor dem Saisonstart in Melbourne am 17. März? Wir brachten ja schon Ende dieser Woche einige neue Teile, das ist in etwa die Melbourne-Spezifikation. Es läuft bei beiden Teams nach Plan. Wir konnten sogar gewisse Versuche vorziehen und bekamen daher eine Fülle von Daten. Die Zuverlässigkeit ist nicht nur auf Motor-, sondern auch Chassisseite da. SN: Sind Sie davon selbst überrascht? Nach meinen Besuchen in Hondas Entwicklungszentrum in Sakura und dem Kennenlernen der Ressourcen bin ich nicht überrascht. Auch die Führungspersönlichkeiten sind top, F1-Motorenchef Tanabe hatte bei den Indycars viel Erfolg. SN: Wie schätzen Sie die Kräfteverhältnisse ein? Ferrari ist vorn, dann kommen wir, erst dahinter Mercedes. Und danach das breite Mittelfeld, in dem es ganz eng werden wird. McLaren und Williams sind Schlusslichter. SN: Was ist das Saisonziel? Siege aus eigener Kraft. Ich erwarte mindestens fünf. SN: Wer wird Weltmeister? Da überlege ich nicht lang: Verstappen! SN: Der Vertrag zwischen dem F1-Management von Liberty und dem Red Bull Ring läuft 2020 aus. Erleben wir danach weiter einen Österreich-GP? Das ist noch zu früh, um eine Aussage zu treffen. Entschieden wird gegen Jahresende oder bald Anfang 2020. SN: Red Bull hat seinen Nachwuchskader wieder vergrößert. Wer hat Formel-1-Potenzial? Wir suchen keine Fahrer mit F1-Potenzial, sondern mit Siegerpotenzial – derzeit ist das nur Daniel Ticktum zuzutrauen (der 19-jährige Brite fährt wie Lucas Auer heuer in der japanischen Super Formula und wird auch bei F1-Tests eingesetzt, Anm). Er hat viel Speed, aber auch Ecken und Kanten. SN: Hat Lucas Auer eine Formel-1-Chance? Oder zumindest auf einen Nachwuchsfahrer-Test? Auer hat leider nach seinen DTMJahren keine von der FIA vorgeschriebenen Punkte für eine Superlizenz. Nicht einmal mit einem Titelgewinn in Japan.