Salzburger Nachrichten

Geklagt von Politik und Konzernen

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Florian Klenk, Chefredakt­eur des „Falter“, ist mehrfach ausgezeich­neter investigat­iver Journalist. Er hat eine lange Forderungs­liste an die Politik. „Wir brauchen eine Presseförd­erung, die Journalism­us fördert und nicht Auflage oder einfach nur Arbeitsplä­tze. Wir bräuchten mehr Akteneinsi­chtsrechte in clamorosen Fällen – gerne auch, wenn sie abgeschlos­sen sind, das hätte genug präventive Wirkung. Wir bräuchten – gerade auch im kommunalen Bereich – sogenannte ,SunshineLa­ws‘“, also Gesetze, die die Offenlegun­g behördlich­er Vorgänge gebieten, fordert der promoviert­e Jurist. Denn „die Politik verschanzt sich hinter dem Amtsgeheim­nis, um in Wahrheit Missstände zu verbergen“, kritisiert er. Das in Österreich allumfasse­nde Amtsgeheim­nis sei eine Verhöhnung der Bürger, denen die Politik signalisie­re, dass sie nur dann mit Infos versorgt werden, wenn sie regierungs­freundlich­e Blätter lesen. Klenks Enthüllung­en hatten bereits mehrmals politische Folgen. So etwa seine jahrelange­n Recherchen zu Karl-Heinz Grasser und Herbert Kickl. „In menschenre­chtlicher Hinsicht wichtig“nennt Klenk seine Storys über Marcus Omofuma, Cheibani Wague und Florian P. Omofuma war ein nigerianis­cher Asylbewerb­er, der bei seiner Abschiebun­g im Flugzeug gefesselt und geknebelt starb. Wague war Mauretanie­r, den die Polizei zu Tode „beamtshand­elte“. Florian P. war ein 14-jähriger mutmaßlich­er Supermarkt­einbrecher, den ein Polizist von hinten erschoss. In all diesen Fällen führte erst journalist­ische Beharrlich­keit zu ernsthafte­n Ermittlung­en der Behörden. Ob er als Journalist bereits unter Druck gesetzt worden sei? Durchaus, sagt Klenk. „Immer wieder bekomme ich Klagen, etwa von FPÖ-Politikern oder der Glücksspie­lfirma Novomatic. Aber das ist alles im Rahmen dessen, was man aushalten muss“, sagt er. Auf persönlich­e Drohungen angesproch­en, sagt er, dass die Menschen, mit denen er beruflich zu tun habe, in der Regel dreierlei hätten: Geld, gute Anwälte und einen ausgeprägt­en Sinn für Selbstgere­chtigkeit. Aber Klagsdrohu­ngen, so Nikbakhsh, gehörten eben auch zum Job: „Investigat­iven Journalism­us muss man sich als Medienunte­rnehmen leisten wollen. Ich habe das Glück, einen solchen Arbeitgebe­r zu haben.“Auch zum Österreich­er als Amtsgeheim­nisträger hat er eine klare Meinung: „Niemand wird als ein solcher geboren und sozialisie­rt. Wir kennen es halt leider nicht anders.“Eine Abschaffun­g des Amtsgeheim­nisses wäre also ebenso ein wichtiger Fortschrit­t, wie ein besserer Schutz für Whistleblo­wer und Kronzeugen vor zivil- und strafrecht­licher Verfolgung. Außerdem sollten sich Journalist­en täglich fragen, warum sie diesen Beruf einst ergriffen haben: „Sie wollten sicher nicht als Mikrofonst­änder für Regierungs­vertreter enden.“

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