Beim ASVÖ fliegen die Fetzen
Der Geschäftsführer des Sportverbands in Salzburg droht dem Präsidium mit einer Strafanzeige wegen Untreue. Dort weist man Vorwürfe von Misswirtschaft zurück.
SALZBURG. Schwere Vorwürfe erhebt der Geschäftsführer des Allgemeinen Sportverbandes (ASVÖ) in Salzburg, Michael Nussbaumer, in einem streng vertraulichen Schreiben gegen das eigene Präsidium. Das Papier, das den SN vorliegt, ist mit „Antrag auf Änderung der Statuten mit Neuwahlantrag“gezeichnet.
„Wie ihr wisst, ist der ASVÖ Salzburg seit Herbst 2018 im Umbruch. Ich habe als Geschäftsführer seit Juni 2018 versucht, mit der Intention, neue Statuten auf den Weg zu bringen, den Verband rechtlich korrekt aufzustellen. Leider ist genau das Gegenteil passiert“, schreibt Nussbaumer. ASVÖ-Präsident Dietmar Juriga habe ihn bewusst aus der Arbeitsgruppe „Statuten“entfernt, er habe sich daher auch nicht mehr einbringen können.
„Die Statuten, die uns im Jänner präsentiert wurden, entsprechen nicht ansatzweise dem, was das Vereinsgesetz fordert“, erklärt der studierte Jurist Nussbaumer. Wie exklusiv berichtet, fordert der ASVÖ-Geschäftsführer bei der bevorstehenden Generalversammlung am 15. März den Rücktritt des gesamten Vorstands und hätte gern, dass unter anderem die Ex-Skistars Andrea Fischbacher, Michaela Kirchgasser und Brigitte Kliment-Obermoser in ein neues Präsidium gewählt werden.
Nussbaumer geht aber noch weiter: Ihm zufolge will das aktuelle Präsidium Vereine im Umfeld des ehemaligen Vizepräsidenten, der vor einem halben Jahr in Unehren zurückgetreten ist, wieder in den ASVÖ-Verteiler aufnehmen und diesen so nicht gerechtfertigte Fördergelder in Höhe von rund 7000 Euro zukommen lassen.
Nussbaumer dazu: „Ich muss in diesem Zusammenhang den Verdacht der versuchten Untreue am ASVÖ Salzburg aussprechen und ich stehe davor, dieses Vorgehen in Kürze bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen. Denn ich habe keine Lust darauf, durch mein Wissen als möglicher Beitragstäter in einem Untreueverfahren aufzuscheinen.“Und am Ende des Schreibens: „Die Mitgliedsvereine werden demnächst über die Malversationen informiert werden.“
„Der Vorwurf, dass Vorstände Misswirtschaft betreiben, ist haltlos und nicht nachvollziehbar“, erklärt ASVÖ-Präsident Dietmar Juriga. „So streng, wie wir geprüft werden, wird niemand geprüft.“Und das, obwohl sämtliche Präsidiumsmitglieder ehrenamtlich arbeiteten. Nussbaumer habe Vereine im Umfeld des Ex-Vizepräsidenten aus dem Mitgliederverzeichnis gelöscht, die aktiv seien. Das Präsidium habe daher einstimmig festgestellt, dass diese Vereine bei Förderungen genauso zu behandeln seien wie alle anderen Vereine auch. „Mangels Anträgen gibt es einstweilen keine Förderbeschlüsse. Dem ASVÖ Salzburg ist nie ein Schaden entstanden“, so Juriga.
Wie zerrüttet das Verhältnis zwischen Präsidium und Geschäftsführung ist, belegt ein Stillhalteabkommen, das Juriga und Nussbaumer Anfang dieser Woche gemeinsam im Beisein eines Rechtsanwalts aufgesetzt haben. Darin wurden exakt die Schritte festgelegt, wie die Informationen an die Öffentlichkeit gelangen dürfen: Demnach werden die 345 ASVÖ-Mitgliedsvereine am 4. März über die beiden Wahlvorschläge und über die beiden Versionen zur Neugestaltung der Statuten eingeweiht.
Am 5. März dürfen beide Konfliktparteien ihre divergierenden Vorschläge präzisieren und begründen. „Mir liegt viel daran, dass die Generalversammlung unter fairen Bedingungen durchgeführt werden kann. Die Vereine sollen auf neutrale Weise die Informationen gegenübergestellt bekommen“, so Juriga. Nussbaumer sagt, ihm liege der Verband am Herzen. Er wolle daher künftig Sportexperten im Präsidium.