Wirte in Obertauern testen Glastrinkhalme
Die EU verbannt Plastikhalme ab 2021. Nun erprobt eine Firma Halme zum Wiederverwenden bei Skiurlaubern. Angenehmer Nebeneffekt: Die Gäste trinken damit ein wenig schneller.
Die Skisaison am Tauern ist noch voll im Laufen. So mancher Besucher einer AprèsSki-Bar trinkt heuer sein Getränk nicht mit einem Plastikstrohhalm, sondern mit einem Trinkhalm aus Glas.
Der Grund: Die deutsche Firma Schott AG, die weltweit Spezialglasprodukte vertreibt, hat Obertauern als Testmarkt für ihr neuestes Geschäftsfeld ausgesucht: wiederverwendbare Glastrinkhalme. Denn die Europäi- sche Union will ein Verbot von Einwegplastik ab 2021 umsetzen. Da braucht es Alternativen, auch in der Gastronomie.
Glas soll neben Papier, Metall oder Bioplastik eine der Optionen für Trinkhalme sein. „Über 50 Prozent der Betriebe in Obertauern sind im November mit unseren Trinkhalmen aus Glas kostenlos ausgestattet worden. Das ist weltweit unser erster Testmarkt. Wir wollten ein Skigebiet, in dem viel los ist, wo die Gläser sehr beansprucht werden und jede Woche neue Leute kommen“, schildert Fritz Wintersteller von der Schott AG mit Sitz in Mainz beschäftigt 15.000 Mitarbeiter. Der Umsatz liegt bei zwei Milliarden Euro pro Jahr.
Die Glastrinkhalme könnten problemlos 1000 Mal verwendet werden. Sie werden im Gläserspüler im kleinen Besteckkorb gewaschen, seien also nachhaltig und besser für die Umwelt. Und sollen sich obendrein auch für die Wirte rechnen. „Ein Trinkhalm kostet weniger als einen Euro für den Betreiber. Den kann man aber bis zu 1000 Mal verwenden. Beim Plastikhalm kostet ein Stück einen Cent. Macht bei 1000 Stück also zehn Euro“, rechnet Wintersteller vor. Rund 200 bis 300 Glashalme bräuchte eine Bar für ihren Betrieb im Schnitt, sagt Wintersteller, der für die Geschäftsfeldentwicklung verantwortlich ist. Eine Verletzungsgefahr durch Glassplitter gebe es nicht, weil die Halme mehr als einen Millimeter dick in der Glasstärke seien, erklärt Wintersteller. „Die Trinkhalme sind deutlich stabiler als Trinkgläser.“Wenn sie aus eineinhalb Metern auf einen Steinboden fallen würden, seien sie natürlich kaputt. Nicht aber aus derselben Höhe auf einen Holzboden.
Walter Veit, der in Obertauern ein Hotel und eine Skihütte betreibt und gleichzeitig Vizepräsident
„Ein Trinkhalm kostet weniger als einen Euro, ist aber 1000 Mal verwendbar.“
der Österreichischen Hoteliervereinigung ist, ist jedenfalls begeistert. „Wenn ich die Wiederverwendungsrate hernehme, ist das billiger als Plastik. Sicher 30 große Betriebe in Obertauern haben die Glastrinkhalme derzeit in Verwendung.“Die Halme seien sehr robust. Weil die deutsche Firma einen Testmarkt gesucht habe, seien die Glashalme heuer kostenlos ausgeteilt worden. Das Produkt komme bei den Gästen sehr gut an, „wird aber auch gern gestohlen“, wie Veit verrät. 500 Glashalme hatte der Gastronom zu Beginn der Saison beim Skiopening. Mittlerweile seien wohl 100 Stück weg, schätzt Veit, weil sie manche als Souvenir einstecken würden.
Die Glastrinkhalme sind im Durchmesser auch dicker als die bisherigen Plastikstrohhalme. Was mitunter zur Folge hat, dass Gäste ihr Getränk schneller konsumieren. Also auch mehr Umsatz durch die wiederverwendbaren Halme? Fritz Wintersteller von der Firma Schott meint schmunzelnd: „Ich könnt’s mir vorstellen. Aber ob man damit den Umsatz im Betrieb steigern