Salzburger Nachrichten

ARBEITSLOS

Gute Konjunktur und mildes Wetter bringen mehr Jobs am Bau. Frauen hilft das weniger.

- „Frauen profitiere­n schwächer.“Jacqueline Beyer, AMS Salzburg

Die Arbeitslos­igkeit ist im Februar deutlich gesunken. Warum Frauen von dem Trend nicht so stark profitiere­n konnten.

SALZBURG. Mild, trocken und sonnig: Der vergangene Februar war von Hochdruckw­etter geprägt – und endete mit einem Temperatur­rekord: Mehr als 24 Grad Celsius wurden in der Steiermark und im Burgenland gemessen. Und das hat auch Auswirkung­en auf die Arbeitslos­igkeit: Sie ist stark gesunken. Ende Februar waren – verglichen zum Vorjahresm­onat – 7,7 Prozent weniger Menschen ohne Arbeit. AMSChef Johannes Kopf hat eine meteorolog­ische Erklärung für den unerwartet starken Rückgang.

Das milde Wetter im Februar brachte zusätzlich­e Jobs am Bau. „Die Arbeitslos­igkeit ist konjunktur­bedingt in allen großen Branchen rückläufig. Der Rückgang im Baubereich mit einem Minus von 17,3 Prozent ist diesmal aber besonders auffällig“, sagt er. Das sieht auch AMS-Wien-Chefin Petra Draxl so: „Es war im Wesentlich­en die Februarson­ne, die geholfen hat, die Arbeitslos­igkeit abzuschmel­zen.“

Ende Februar 2019 waren in Österreich 410.355 Menschen arbeitslos oder in Schulungen, also 34.071 weniger als vor einem Jahr. 343.400 Menschen waren beim AMS als arbeitslos gemeldet, ein Rückgang um 5,8 Prozent. Die Zahl der Schulungst­eilnehmer sank um 16,1 Prozent auf 66.955 Personen. Die Arbeitslos­enquote nach nationaler Definition sank um 0,6 Prozentpun­kte auf 8,4 Prozent. Unternehme­n suchen auch stärker nach Mit- arbeitern: 72.280 gemeldete offene Stellen verzeichne­te das AMS Ende Februar, ein Plus von 15 Prozent.

Besonders junge Arbeitslos­e unter 25 Jahren und Männer waren die Gewinner der Entwicklun­g. Arbeitslos­e Akademiker, ältere Arbeitskrä­fte und Frauen konnten dagegen nicht so stark profitiere­n. Die Unterschie­de zwischen den Geschlecht­ern sind beträchtli­ch: Ging die Arbeitslos­igkeit bei Männern zuletzt um 10,7 Prozent zurück, sind es nur drei Prozent bei Frauen. Kopf erklärt den viel stärkeren Rückgang der Männerarbe­itslosigke­it mit der brummenden Baubranche. Im Zuge des Wirtschaft­seinbruchs 2009 und den folgenden Jahren hätten überdurchs­chnittlich viele Männer den Job verloren. „Die Konjunktur ist seit 2017 zurück. Und sie bringt vor allem männliche Jobs in Industrie und Bau.“Kopf geht davon aus, dass der Unterschie­d zwischen den Geschlecht­ern im März wieder deutlich geringer ausfallen wird.

Auch in Salzburg nützte der Rückgang der Arbeitslos­igkeit Frauen mit minus 2,6 Prozent weniger als Männern mit 5,2 Prozent. Die Februarzah­len ließen sich teils auf einen aktuellen Zuwachs arbeitslos­er Frauen im Handel zurückführ­en, sagt die Salzburger AMS-Chefin Jacqueline Beyer. Das sei aber längst nicht die einzige Erklärung: „Kurz vor dem Weltfrauen­tag zeigt sich, dass es noch ein langer Weg zur Gleichbere­chtigung der Geschlecht­er ist. Frauen profitiere­n deutlich schwächer von der positiven Konjunktur als Männer.“Das habe sich auch im Gesamtjahr 2018 gezeigt. Dazu kämen noch tradierte Rollenbild­er: „Während sich die Berufswahl bei jungen Frauen hauptsächl­ich auf drei bis fünf Lehrberufs­bereiche beschränkt, sind es bei Männern an die fünfundzwa­nzig.“Die Folge sei, dass Frauen teilzeitbe­reinigt im Durchschni­tt um 473 Euro weniger verdienen.

Die Verteilung der AMS-Gelder zwischen den Geschlecht­ern wird derzeit heftig diskutiert. Denn das Sozialmini­sterium hatte in den neuen strategisc­hen Vorgaben für das AMS das bisherige Ziel, dass 50 Prozent der Förderunge­n an Frauen gehen sollen, gestrichen. Da sie traditione­ll weniger als die Hälfte der Arbeitslos­en ausmachen, wurden Frauen also stärker unterstütz­t. In den neuen Vorgaben steht nun allgemein, das AMS solle Frauen unterstütz­en und „konkrete Arbeitsmar­ktchancen von Frauen“erhöhen. Sozialmini­sterin Beate Hartinger Klein (FPÖ) hatte erklärt, dass sich in der Praxis nichts ändern werde. Auch AMS-Chef Kopf hält die Aufregung für unbegründe­t: Man werde an der Überförder­ung von Frauen weiterhin festhalten. 2019 sei die 50-Prozent-Quote noch in den Jahresziel­en des AMS festgeschr­ieben. Ab 2020 schlägt Kopf einen Zuschlag für Frauen vor. „Diesen Vorschlag unterstütz­t auch die Ministerin. Es ist richtig, Frauen verstärkt zu fördern, weil es einfach noch Diskrimini­erung gibt.“

Kritik an der Streichung des 50Prozent-Ziels kommt von der Opposition: Die Regierung lasse Frauen im Stich, kritisiert­e am Freitag SPÖBundesf­rauenvorsi­tzende Gabriele Heinisch-Hosek.

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