Nationale Fluglinie? Mitnichten. Nur noch Vienna City Airline
Im Verdrängungskampf gegen Billigairlines in Wien vergisst Austrian leider darauf, dass zwei Drittel der Österreicher nicht in Wien und NÖ leben. Erinnern Sie sich noch, als die AUA von Salzburg nonstop täglich nach London-Heathrow flog, mehrmals täglich nach Zürich, fast parallel zur damaligen Swissair, mit DC-9-Jets? Das war in den 1980ern, und die „Nationallinie“war noch eine solche, sowohl was Besitzverhältnisse als auch Angebot betraf.
Und jetzt? Wir haben keinen National Carrier mehr. Die Austrian ist deutsch, das Angebot auf Wien fokussiert. Die Stützpunkte für Crews in den Bundesländerairports werden demnächst aufgegeben, das Personal bekommt, wie berichtet, „Angebote“, in den Standort Wien zu übersiedeln. Sicher großartig, wenn man Wohnsitz samt Familie in unmittelbarer Nähe eines Bundesländerairports hat. Schon Jahre zuvor wurden die Serviceschalter in den Bundesländerflughäfen aufgelassen (von einem „Stadtbüro“, das es in der Steinzeit gab, ganz zu schweigen, aber ein solches gibt es ja nicht einmal mehr auf dem Wiener Ring).
Austrian müsse sich auf Wien konzentrieren, um im Kampf gegen die dort massiv eingefallenen Billigairlines zu bestehen, hieß es. Was schon einmal anachronistisch ist, wenn man sich selbst als Premium Carrier sieht. Schließlich kämpft ja Mercedes auch nicht unbedingt gegen Dacia um Kunden.
Und was die Verbindungen ab den Ländern betrifft, wird ausgedünnt und gestrichen, was das Zeug hält: Tagesrandverbindungen für Geschäftsreisende sind z. B. ex SZG via Wien nicht mehr machbar: Der Sechsuhrflug wurde vor Jahren eingestellt, die 8.10-Uhr-Verbindung „ruht“derzeit (Winterflugplan bis Ende März) an drei Wochentagen wie auch eine Mittagsund Abendverbindung, damit gibt es natürlich auch nichts in die andere Richtung. Und die Frankfurt-Verbindung, vier Mal täglich mit einem randvollen 120-sitzigen Embraer-Jet, bleibt die einzige Möglichkeit am Tagesrand (vielleicht noch, wenn man Glück hat, die Eurowings via Düsseldorf und Berlin). Das war’s.
So wichtig die London-Anbindung durch British und die Istanbul-Linie mit Turkish sind, für Tagestermine sind sie leider nicht geeignet, wohl aber fürs Umsteigen auf Langstrecken.
Sowohl das Flughafen-Management als auch der Aufsichtsrat des Salzburg Airport müssten massiv die Anstrengungen erhöhen, unabhängiger von der Lufthansa-Gruppe zu werden und Tagesrandverbindungen in die Hubs Paris, London und Amsterdam (und auch Zürich) zu bekommen. Wenn bisher hohe Landegebühren in Salzburg ein Hindernis waren, dann muss man halt seine Positionierung als PremiumAirport überdenken. Auf Austrian und eine Aufwertung aus Wien (wo gemacht wird, was Frankfurt anschafft) brauchen wir nicht mehr zu warten. Austrian und der Vienna Airport werden aber sehen: Je weniger Anbindung es aus den Bundesländern gibt, desto weniger Passagiere werden auch in Wien auf AustrianVerbindungen umsteigen.
Das ist das Traurigste am Status quo: Der einstige „National Carrier“ist nur mehr eine Vienna City Airline. Die zwar ständig Aufstockungen von Zielen und Frequenzen bekannt gibt, das eigene Land westlich von St. Pölten und südlich von Wr. Neustadt aber vergisst.