Geraubte Kunst liegt in Salzburg
Die Kulturgüter sind 1943 zu Unrecht in den Besitz des Salzburg Museum gelangt. Derzeit wird fieberhaft an der Rückgabe gearbeitet.
Während des Zweiten Weltkriegs gelangten 1943 drei antike Amphoren und mehrere Grabreliefs von Russland nach Salzburg. NS-General Rudolf Konrad hatte sie aus einem kriegszerstörten Museum in Temrjuk in der russischen Region Krasnodar als Geschenk an den Salzburger Gauleiter Gustav Adolf Scheel geschickt. Die Objekte gelangten dann in die Sammlung des Salzburg Museum. Einige der Reliefs landeten in St. Peter.
Der Bayer Konrad hatte damals die Gebirgstruppen in Südrussland befehligt. Hitler hatte ihn Ende 1941 persönlich zum Kommandierenden General eines Armeekorps ernannt. 1942 wurde er zum Truppengeneral befördert.
Die Amphoren und Reliefplatten können anhand charakteristischer Merkmale unterschiedlichen Epochen der griechischen und römischen Antike zugeordnet werden. Experten datieren sie in die hellenistische Zeit, also in den Zeitraum vom Ende des 4. bis zum 1. Jahrhundert vor Christus.
Konrads Brief an Gauleiter Scheel ist erhalten. Das Schreiben lasse auf Raubkunst schließen, sagt der Direktor im Salzburg Museum, Martin Hochleitner. Die antiken Stücke seien für Russland von großer symbolischer Bedeutung. „Wir sind sehr bemüht, Objekte zurückzugeben, die nicht auf korrekte Weise in Besitz des Museums gelangt sind.“Seit 2010 werden die Be-
stände im Museum systematisch nach bedenklichen Werken durchforstet, die zwischen 1933 und 1945 unter Zwangsbedingungen in den Bestand kamen. Seit 2011 gibt es im Museum eine eigene Stelle für Provenienzforschung. Zugleich bemüht sich das Museum, zu Unrecht entwendete Objekte zurückzuholen.
Vor einem Jahr hatte das Salzburg Museum die russischen Amphoren im Rahmen der Ausstellung „Anschluss, Krieg & Trümmer – Salzburg und sein Museum im Nationalsozialismus“gezeigt. In der Schau hatte das Museum seine eigene Geschichte und Rolle im Nationalsozialismus beleuchtet. „Wir haben die Ausstellung mit dem Hinweis eröffnet, dass wir die Objekte restituieren möchten“, sagt Hochleitner.
Das Museum habe bereits in den 1990er-Jahren unter Direktor Fritz Moosleitner erste Recherchen für eine Rückgabe der Amphoren eingeleitet und sich um eine Restitution bemüht. Vergeblich. Hochleitner ist zuversichtlich, dass die Bemühungen diesmal von Erfolg gekrönt sein werden und dass die Kulturgüter heuer im ersten Halbjahr 2019 nach Russland zurückkehren werden. „Es handelt sich hier um laufende und sehr sensible Verfahren.“Eingebunden sind das Bundesdenkmalamt, das Außenministerium und die Kanzlei des Bundespräsidenten. Auch das Österreichische Kulturforum in Moskau unterstützt das Ansinnen des Museums auf Rückgabe.
In Abklärung sind noch die derzeitigen Eigentumsverhältnisse. Sollte sich herausstellen, dass Land und Stadt Eigentum erworben haben, bräuchte es die entsprechenden Regierungsbeschlüsse, um die Kulturgüter auszuscheiden. Diese Beschlüsse gelten als Formsache. Zudem müsste noch eine Ausfuhrgenehmigung erwirkt werden. Dann stünde einer Heimkehr der antiken Objekte nach Russland nichts mehr im Wege.