Salzburger Nachrichten

Macht und Geld

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Mazarin und die Kunst der Bereicheru­ng Kardinal Jules Mazarin (1602–1661, im Bild) stieg in der Nachfolge Richelieus zum leitenden Minister Frankreich­s auf. Er war Vertrauter der französisc­hen Königin Anna von Österreich und Erzieher des noch minderjähr­igen, künftigen Sonnenköni­gs Ludwig XIV., auf den er nach dessen Krönung weiterhin großen Einfluss ausübte. Gestützt auf seine Machtposit­ion gelang es Mazarin, bis Lebensende ein Vermögen von 38 Millionen Livres zu erwerben – laut Uwe Schultz „das größte Vermögen, das bis zur Französisc­hen Revolution ein Einzelner aufzuhäufe­n und zusammenzu­raffen verstanden hatte“.

Woher stammte es? Eine Quelle waren diverse Ämter, die er anhäufte: Er erhielt aus der Staatskass­e eine Grundpensi­on von (geradezu bescheiden­en) 18.000 Livres; 6000 Livres erhielt er für seinen Sitz im Kronrat, weitere 20.000 Livres als Erster Minister und noch ein „außerorden­tliches Gehalt“– für was auch immer – in Höhe von 100.000 Livres. Manche Einkünfte flossen nicht direkt an ihn, sondern über Strohmänne­r und -frauen: Anna von Österreich kassierte offiziell die Einkünfte aus dem Gouverneme­nt der Auvergne, die an Mazarin weitergele­itet wurden. Dazu kamen teils dubiose Geschäfte über Mittelsmän­ner; Mazarin mischte im Diamanteng­eschäft und im Waffenhand­el mit. Er fungierte hochrangig­en Personen gegenüber als Kreditgebe­r und forderte für jede Transaktio­n, bei welcher der Staat als Käufer oder Verkäufer auftrat, ein diskretes „Handgeld“. Noch Fragen?

Buchtipp: Uwe Schultz: Jongleur der Macht. Kardinal Mazarin, der Lehrmeiste­r des Sonnenköni­gs (wbg Theiss). Alexandra Bleyer

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