DIE ILLUSTRIERTE KOLUMNE
Um die Österreicherin und den Österreicher zu verstehen, bedient sich die Medizin einer Vielzahl von diagnostischen Verfahren. Erkenntnisse über das österreichische Innere liefern Röntgendurchleuchtungen, Szinti-, Thermo- und Sonografien, Positronen-, Single-Photon-Emissionssowie Magnetresonanz-Computertomographien.
Auf der Suche nach Ursachen für österreichische Wirkungen finden Abtastungen und Abstriche statt, UltraschallMessungen, Endo- und Rektoskopien; EEGs und EKGs werden aufgezeichnet, die Säfte des Inneren labordiagnostisch untersucht.
Im Geistigen Österreichs stochern Sozialpsychologen und Pädagogen, Psychoanalytiker und Sozialanthropologen, Kultur- und Sprachwissenschafter, Strukturfunktionalisten und Handlungstheoriker.
Auf dem Glatteis der Ferndiagnose bewegen sich Glaskugelschauer, Mentalisten, Kartenleger, Handliniendeuter, Astrologen, Wahrsager und Politikberater.
Keine der vorgestellten Methoden (es ließen sich noch Dutzende, ja Hunderte weitere anführen) bietet ein deutlicheres Bild von den inneren Vorgängen im Land als der jährliche Blick in den Süden des Landes. Die Fernsehsendung „Villacher Fasching“gilt unangefochten als quotenstärkste Sendung des österreichischen Fernsehens. Sie erlaubt eine vollständige, umfassende und überwirkliche Zusammenschau des körperlichen, seelischen und politischen Zustands von Herrn, Frau und Familie Österreicher.
Die Diagnose wurde erstmals 1968 in einem Verhör ermittelt. Exekutivbeamter: „Was erleben Sie unter LSD?“Philosoph: „Den eskalierenden Gesamtzusammenhang.“