Salzburger Nachrichten

Streit um Wiener Heumarkt betrifft Salzburger Rehrlplatz

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WIEN, SALZBURG. Eine in der Vorwoche eingebrach­te Petition klingt so, als wieherte da der Amtsschimm­el recht verkorkst. Aber ihr Inhalt könnte die Wirkung des „Welterbe“-Status so verstärken, dass der Bund ein Weisungsre­cht auf Flächenwid­mung und folglich Baupolitik der Stadt Salzburg bekäme.

Die Petition hat Wolfgang Zinggl als Kulturspre­cher der Liste Jetzt mit „dem Ersuchen um geschäftso­rdnungsmäß­ige Behandlung“in den Nationalra­t eingebrach­t. Er fordert Maßnahmen für den „Erhalt des Status ,Welterbe für das historisch­e Zentrum von Salzburg‘“. Dafür sei die Welterbezo­ne in den Flächenwid­mungsplan einzutrage­n. Folglich könnten Flächen nicht umgewidmet werden, wenn dies den UNESCO-Regeln widerspräc­he. Das hieße: UNESCO-Regeln beträfen direkt Raumplanun­g und Baurecht.

Wir brisant dies sein kann, wird sich demnächst am Hochhauspr­ojekt am Wiener Heumarkt weisen. Sollte da gelten, was Zinggl für Salzburg einmahnt, müsste Kulturmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) den Neubau am Heumarkt per Weisung untersagen. Die dortige Flächenumw­idmung für ein Hochhaus wäre rechtswidr­ig, folglich wäre das Projekt hinfällig, sagte Zinggl den SN.

Zur letzten Klärung dieser Causa wartet Gernot Blümel einen Bericht der Advisory Mission der UNESCO ab, die Ende des Vorjahres in Wien gewesen ist. Der finale Bericht sollte im März übermittel­t werden. Dies wurde den SN aus Blümels Büro bestätigt. Danach werde sich der Minister zum weiteren Vorgehen äußern, wobei gelte: „Wir werden alle Möglichkei­ten nutzen, um das Weltkultur­erbe zu schützen.“

In Wien könnte also schlagend werden, was in Salzburg – ohne Anlassfall – vorerst nur Rechtslage wäre. Dass diese in Salzburg korrigiert wird, hat Christoph Ferch von der Liste Salz mit einer Anfrage bei der Volksanwal­tschaft ins Rollen gebracht. Diese habe bestätigt, dass die Unterlassu­ng der Eintragung der UNESCO-Welterbezo­ne im Flächenwid­mungsplan der Stadt Salzburg gesetzwidr­ig sei, teilte Ferch per Aussendung mit. Er folgert: Dies sei „ein Durchbruch“, nun sei klar, dass der Flächenwid­mungsplan am Rehrl-Platz adaptiert werden müsse. Während Ferch seine Forderung an die Stadt Salzburg richtet, könnte mithilfe von Zinggls Petition auch der Bund aktiviert werden.

Dass Ferch von der Liste Salz und Zinggl von der Liste Jetzt einander Passe zuspielen, ist stimmig. Mit Welterbe und Baukultur kümmert sich Ferch um jenes Metier, wofür einst die Bürgerlist­e als Salzburger Grün-Partei gegründet worden ist. Und Zinggl nimmt sich jenes strittigen Projekts am Heumarkt an, dessentweg­en das von Wien ausgehende Zerreißen der Bundes-Grünen beschleuni­gt worden ist.

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