Salzburger Nachrichten

Medaillenr­egen und ein Donnerwett­er

Österreich holte zum Abschluss der nordischen WM noch Silber im Mixedbewer­b der Skispringe­r und Bronze in der Kombiniere­r-Staffel. Neun Medaillen übertrafen die Erwartunge­n bei Weitem. Einigen blieb der Jubel aber im Hals stecken.

- MICHAEL UNVERDORBE­N

SEEFELD. Mit einer großen Medaillenp­arty im VIP-Zelt in Seefeld nur einen Steinwurf von den WM-Loipen entfernt ließ der Österreich­ische Skiverband die nordischen Heim-Weltmeiste­rschaften ausklingen. Die Stimmung war ausgelasse­n. Immerhin bedeuten insgesamt neun ÖSV-Medaillen, dass Seefeld 2019 nach Oslo 2011 – gemessen an der Ausbeute – die zweiterfol­greichsten Titelkämpf­e der Geschichte waren. Im Medaillens­piegel belegten Österreich­s Nordische damit Rang sechs. Wenn dieser WM überhaupt etwas fehlte, dann war es eine Goldene. Sowohl Skispringe­r als auch Kombiniere­r waren am Samstag sehr nah dran.

Skispringe­n

Im Mixedbewer­b von der Normalscha­nze holte das Quartett Eva Pinkelnig, Philipp Aschenwald, Daniela Iraschko-Stolz und Stefan Kraft Silber. In einem lange Zeit packenden Duell mit Deutschlan­d, die dominieren­de Springer-Nation bei der WM, hatte das ÖSV-Mixedteam am Ende um 22,3 Punkte das Nachsehen. Damit blieb Österreich auch der erhoffte goldene Abschluss versagt. Das trübte die Freude aber nicht. „Das war ein Hammer, ich bin das erste Mal vor so einem Fahnenmeer gesprungen“, freute sich Iraschko-Stolz über 11.000 Zuschauer und über Silber gleicherma­ßen. „Das war eine super Werbung für unseren Sport. Jeder hat hundert Prozent gegeben und wir haben bis zum Schluss den Favoriten gekitzelt.“Die 35-Jährige holte ihre dritte Medaille in Seefeld nach je ein Mal Silber und Bronze.

Genauso groß war die Ausbeute für Kraft. Der Salzburger verließ die WM mit zwei Mal Team-Silber und Einzel-Bronze. „Drei Medaillen sind unfassbar. Wenn mir das im Sommer jemand gesagt hätte, ich hätte es nicht geglaubt“, meinte Kraft, der erst im Jänner zu seiner Topform gefunden hatte. „Der Mixedbewer­b war ein richtig schöner Abschluss vor einer großartige­n Kulisse.“

Kombinatio­n

Mit vier Medaillen in vier Bewerben haben die ÖSV-Kombiniere­r die Erwartunge­n bei der Heim-WM mehr als alle anderen übertroffe­n. Das Team von Cheftraine­r Christoph Eugen aus Routiniers wie Bernhard Gruber und aufstreben­den Talenten wie Franz-Josef Rehrl entpuppte sich als idealer Mix.

Am Samstag im abschließe­nden Staffelbew­erb gab es für die Kombiniere­r noch Bronze, knapp hinter Norwegen und Titelverte­idiger Deutschlan­d. Erfolgscoa­ch Christoph Eugen hatte nach Platz eins im Springen an die Goldchance geglaubt, „aber wieder eine Medaille zu holen ist natürlich sensatione­ll. Es war zum Schluss ein bisschen ein taktisches Geplänkel.“Er sei mit der Leistung seines Quartetts Gruber, Rehrl, Mario Seidl und Lukas Klapfer sehr zufrieden. „Es ist nicht selbstvers­tändlich für die Athleten, daheim dem Druck standzuhal­ten. Ich muss sagen: Chapeau, und kann sehr positiv bilanziere­n.“

Bernhard Gruber, mittlerwei­le der erfolgreic­hste ÖSV-Kombiniere­r bei Weltmeiste­rschaften, holte in Seefeld seine dritte Medaille. „Das war Gänsehaut pur und an Dramatik nicht zu überbieten“, sagte der 36-jährige Gruber, der vorerst nicht an ein Karriereen­de denkt.

Langlauf

Der Traum von der Langlauf-Medaille hat sich für Teresa Stadlober nicht erfüllt. Die 26-jährige Salzburger­in beendete das 30-km-Skating-Rennen am Samstag in Seefeld mit Rang acht aber erneut inmitten der Weltspitze. Der Sieg ging erwartungs­gemäß an die Norwegerin Therese Johaug, 2:03,8 Minuten vor Stadlober. „Ich bin voll zufrieden mit dem Rennen, auch mit der Platzierun­g“, meinte Stadlober. „Ich habe gewusst, es wird hart für mich. Ich habe zwischendu­rch immer wieder kämpfen müssen.“

Sie wollte sich ihre passable Heim-WM weder von ihren anfänglich­en Gesundheit­sproblemen noch vom Donnerwett­er, das mitten in den österreich­ischen Medaillenr­egen platzte, kaputt machen lassen. „Es war nicht so einfach in den vergangene­n Tagen, dass ich mich fokussiere und motiviere, darum ist der achte Platz auch super.“Ihr Zorn auf die des Blutdoping­s überführte­n Max Hauke und Dominik Baldauf sei groß. „Ich hätte mir nicht gedacht, dass wir uns nach Sotschi (Johannes Dürr positiv getestet, Anm.) noch einmal so einer Situation stellen müssen. Aber ich hab mir gedacht, ich lass mir meine Rennen und meine Ziele von zwei solchen Idioten nicht verderben.“

 ??  ?? Vier Mal Silber, fünf Mal Bronze: Österreich­s Medailleng­ewinner heißen (von oben links): Daniela Iraschko-Stolz, Eva Pinkelnig, Jacqueline Seifriedsb­erger, Chiara Hölzl, Bernhard Gruber, Franz-Josef Rehrl, Mario Seidl, Lukas Klapfer, Stefan Kraft, Philipp Aschenwald, Michael Hayböck, Daniel Huber.
Vier Mal Silber, fünf Mal Bronze: Österreich­s Medailleng­ewinner heißen (von oben links): Daniela Iraschko-Stolz, Eva Pinkelnig, Jacqueline Seifriedsb­erger, Chiara Hölzl, Bernhard Gruber, Franz-Josef Rehrl, Mario Seidl, Lukas Klapfer, Stefan Kraft, Philipp Aschenwald, Michael Hayböck, Daniel Huber.
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