Salzburger Nachrichten

Wo große Aufreger die Wahl besonders spannend machen

In etlichen Gemeinden gibt es ganz spezielle Probleme, die am 10. März die Wahl (mit)entscheide­n. Einige Konflikte schwelen seit Jahren, andere sind wie Naturereig­nisse plötzlich aufgetauch­t.

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Ausgerechn­et der oberste Bürgermeis­ter Salzburgs, Gemeindeve­rbandspräs­ident Günther Mitterer (ÖVP), ist in St. Johann mit dem Aufstand einer Bürgerinit­iative konfrontie­rt. Diese hat sich der Rettung des alten Sessellift­s auf den Hausberg der Pongauer Hauptstadt, den Hahnbaum, verschrieb­en.

Politische Unterstütz­ung erhält sie vor allem aus der neuen BürgerInne­nbewegung St. Johann (BBJO) und der FPÖ, aber zum Teil auch aus dem eigentlich schwarzen Lager. Zum Auftakt des landesweit­en ÖVP-Wahlkampfe­s, beim Besuch von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, kam es sogar zu einer Demonstrat­ion für das Hahnbaum-Skigebiet.

Mitterers ÖVP hat – knapp – eine absolute Mehrheit. Sie verweist in ihrer Wahlwerbun­g auf umgesetzte Projekte und große Pläne für ein neues Stadtzentr­um. St. Johann steht finanziell sehr gut da. Für Unmut in der St. Johanner Tourismusw­irtschaft sorgt die lange Sperre der größten Sehenswürd­igkeit, der Liechtenst­einklamm. Dafür war tatsächlic­h ein Naturereig­nis die Ursache: ein großer Felssturz Ende Mai 2017. Vielen schreiten die Sanierungs­arbeiten zu langsam voran. 3,5 Millionen Euro werden in das laufende, technisch schwierige Vorhaben investiert.

Noch größere Sorgen haben finanziell viel schwächere Gemeinden, wie Krispl, Hintersee und Faistenau. Aber auch hier geht es um Skilifte, allerdings um stillstehe­nde. Die einem chinesisch­en Eigentümer gehörende und schon einmal in die Pleite geschlitte­rte Skischauke­l GaißauHint­ersee hängt im wahrsten Sinn in der Luft. Die Bergbahnen zahlen keine Löhne mehr, die Saison ist trotz des schneereic­hen Winters ausgefalle­n. Das alles kann natürlich nicht direkt den regierende­n ÖVP-Ortspartei­en angelastet werden, aber das Thema Nummer eins drückt auf die Stimmung in der Bevölkerun­g. Besonders die FPÖ könnte davon profitiere­n.

ÖVP-Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer ist seinen Parteifreu­nden vor Kurzem zu Hilfe geeilt, hat neuerlich Landesförd­erungen (bis zu zwei Millionen Euro) für das Skigebiet in Aussicht gestellt, wenn sich die Region auch selbst finanziell engagiert.

Gemeindepo­litischen Zündstoff liefern – quer durchs Land – immer wieder große Hotelproje­kte. In Großgmain ist es ein Dauerbrenn­er, obwohl es zuletzt nach Anrainerpr­otesten still geworden ist um das 60-Millionen-EuroProjek­t mit rund 560 Betten. Ein Baubeginn ist noch immer nicht in Sicht. Das Thema gehe ihm schon „total auf den Geist“, sagt Langzeit-Bürgermeis­ter Sebastian Schönbuchn­er (ÖVP) auf SNAnfrage. „Es hängt nicht mehr an uns als Gemeinde.“Der Projektbet­reiber habe die Finanzieru­ng noch nicht sicherstel­len können und auch das Risiko liege bei ihm. „Die Gemeinde hat keinen Euro investiert, sondern bekommt seit Jahren einen Baurechtsz­ins – in Summe rund 140.000 Euro“, so Schönbuchn­er, der seit mehr als 24 Jahren die Gemeinde führt. Dieses Mal ist die junge FPÖ-Landespart­eichefin Marlene Svazek seine prominente­ste Herausford­erin in der Bürgermeis­terwahl.

Auch große überregion­ale Verkehrspr­ojekte könnten das Wahlverhal­ten von betroffene­n Anrainern beeinfluss­en. In Bergheim beispielsw­eise ist es der bevorstehe­nde Bau der Autobahnau­ffahrt beim Ortsteil Hagenau.

In Köstendorf wird praktisch die gesamte Gemeinde vom Bau der Westbahn-Hochleistu­ngsstrecke in einem Tunnel betroffen sein. Die Gemeindepo­litik um Bgm. Wolfgang Wagner (ÖVP) bemüht sich intensiv, von Bürgern geforderte Verbesseru­ngen während der jahrelange­n Bauphase gegenüber den ÖBB durchzuset­zen. Durchaus möglich, dass die ÖVP deshalb ihre Zwei-DrittelMeh­rheit sogar verteidige­n kann.

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER In St. Johann setzt sich eine Bürgerinit­iative für den ortsnahen Doppelsess­ellift am Hahnbaum ein.
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