Salzburger Nachrichten

Zwei Mal Gold nach langem Tauziehen

- Joachim Glaser

Die jüngst in Val di Fassa beendete Junioren-WM im alpinen Skilauf mit nur zwei Akteuren aus Salzburg und einmal Abfahrtsbr­onze für Lisa Grill wecken freudvolle Erinnerung­en an die großen Zeiten des heimischen Nachwuchsr­ennsports. Der Salzburger Landes-Skiverband kann auf bisher 28 Goldmedail­len bei Junioren-WM verweisen, die erfolgreic­hsten jährten sich dieser Tage zum 35. Mal. Und seit damals besteht auch der Salzburger Rekord mit vier Goldmedail­len.

Während 1984 Rudi Nierlich (Sieger im Riesentorl­auf mit 3,14 Sekunden Vorsprung!) und Johann Hofer (Sieger Kombinatio­n) das Ticket für die Titelkämpf­e in Sugar Loaf im USBundesst­aat Maine längst in Händen hielten, gab es um „Vroni“Wallingers Start ein langes Tauziehen im Trainersta­b – ungewollt von der 17-Jährigen aus St. Koloman.

1983 war sie in Bizau überrasche­nd österreich­ische Meisterin in der Abfahrt geworden und in dieser Disziplin wurde sie dank ÖSV-Trainer Kurt Hoch immer stärker. 1983 gewann sie den Abfahrt-Europacup, debütierte im Weltcup in Val d’Isère und holte mit Platz 15 den ersten Punkt. Und 1984 ging es Schlag auf Schlag. Olympische­r Abfahrtsla­uf in Sarajevo am 16. Februar mit Platz zehn (und 1,40 Sekunden Rückstand auf Michaela Figini), österreich­ische Meistersch­aften in Oberndorf/Kitzbühel am 22. Februar mit Rang sieben in der Abfahrt – heiße Diskussion­en inklusive. Kurt Hoch sah sie für die Übersee-Tournee im Weltcup vor, um Punkte für die erste Startgrupp­e zu sammeln, die Nachwuchst­rainer und der Salzburger Landes-Skiverband kämpften für einen Start in Sugar Loaf. „Glücksgrif­f oder Bumerang?“, hieß die Frage. Hoch verlor, Wallinger reiste beinahe überfallsa­rtig zum Championat der Junioren in die USA. Und hier feierte sie ihre ersten großen Erfolge: Am 1. März Sieg in der Abfahrt und danach in der Kombinatio­n, jeweils vor der Französin Hélène Barbier; mit Gold verhindert­e Wallinger ein ÖSV-Debakel (12. Ulrike Maier, 16. Anita Wachter).

Das Rennen ihres Lebens fuhr Wallinger Jahre später – 1992 bei Olympia, als Dritte blieb sie nur 0,09 Sekunden hinter Kerrin Lee-Gartner aus Kanada. Ein schwerer Sturz im Super G in Haus beendete im Jänner 1995 die Karriere – unter dem kaputten Knie leidet „Vroni“noch heute. Als Assistenti­n von Roswitha Steiner-Stadlober bringt sie ihre Erfahrunge­n in der Berufsbera­tung für ehemalige Sportler (KADA) ein.

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BILD: SN/ARCHIV Bei der JuniorenWM vor 35 Jahren in den USA gewann „Vroni“Wallinger aus St. Koloman zwei Goldmedail­len.

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