Die Seefelder Sonnen-WM hat diese dunklen Schatten nicht verdient
Welche Auswirkungen hat die Dopingcausa auf das Gesamtbild der nordischen WM? Und was muss der ÖSV tun, um solche Skandale zu verhindern?
Der Vorhang bei der nordischen WM ist am Sonntag gefallen, als Zugabe sozusagen folgt der wahrscheinlich größte Dopingskandal, den Österreich je erlebt hat. Zwei Themen, die in einem direkten Zusammenhang stehen und dennoch differenziert betrachtet werden müssen. Denn die 52. nordische Ski-Weltmeisterschaft der Geschichte wird als eine der schönsten, stimmungsvollsten und aus österreichischer Sicht auch erfolgreichsten in Erinnerung bleiben. Der ÖSV als gekonnter Veranstalter und Seefeld als perfekter Gastgeber haben Eindruck hinterlassen. Bei 700 Athleten aus 60 Nationen und den 200.000 Fans, die in den vergangenen zehn Tagen in einem ebenso friedlichen wie euphorischen Miteinander zu den Bewerben der Langläufer, Skispringer und Kombinierer gekommen sind.
Umso verheerender ist die Dopingcausa, die ihren Anfang mit den Verhaftungen von Max Hauke und Dominik Baldauf genommen hat. Sie haben inzwischen gestanden, Eigenblutdoping angewendet zu haben. Ihre Sportlerkarrieren sind vorbei, wahrscheinlich werden sie sogar den Rest ihres Lebens dafür büßen müssen. In der Öffentlichkeit abgestempelt als Verräter, im Österreichischen Skiverband als Totengräber der Langlaufsparte und in Seefeld als Nestbeschmutzer einer ansonsten skandalfreien WM. Ihre Aussagen bei der Staatsanwaltschaft und jene von Johannes Dürr, einem bereits 2014 überführten ÖSV-Langläufer, haben eine Dopinglawine ins Rollen gebracht, die von Tag zu Tag größer zu werden scheint.
Inzwischen hat der als maßlose Dummheit zweier Wintersportler begonnene Dopingfall auch den heimischen Radsport erreicht. Und die Vermutung liegt nahe, dass Stefan Denifl nicht der letzte österreichische Spitzensportler gewesen ist, den diese Lawine mit in den Abgrund reißt. 40 Blutbeutel, sichergestellt in dem vom Erfurter Sportmediziner Mark S. betriebenen Dopinglabor, warten darauf, ihren jeweiligen Besitzern zugeordnet zu werden. Be- troffen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur der Langlauf und der Radsport in Österreich. Insofern ist der Dopingfall der nordischen WM längst entwachsen. Die dunklen Schatten über der Seefelder Sonnen-Weltmeisterschaft hat sich Österreichs größter Sportevent in diesem Jahr auch nicht verdient.
Eines sollte der Skiverband aus den wenig ruhmreichen Tagen in Seefeld aber endgültig gelernt haben: dass man sich nicht ständig aus der Verantwortung stehlen kann, egal ob es um Doping oder die MeToo-Debatte geht. Aktive Aufklärung ist zielführender, als ständig seine Unschuld zu beteuern. Dazu braucht es im ÖSV ein neues Krisenmanagement und neue interne Kontrollmechanismen quer durch alle Verbandshierarchien. Ansonsten könnte der Vorhang irgendwann auch für den großen Skiverband selbst fallen. Spätestens dann, wenn sich die Sponsoren abwenden.