Rückkehr hat für USA „höchste Wichtigkeit“
Venezuelas Oppositionschef Juan Guaidó ist am Montag ohne Probleme nach Caracas zurückgereist und hat damit Machthaber Nicolás Maduro weiter herausgefordert. Der Oppositionschef und selbsternannte Präsident des Landes landete kurz nach Mittag auf dem Flughafen Maiquetía mit einem Linienflug der panamaischen Airline COPA aus Panama kommend. „Wir sind wieder in unserem geliebten Land“, schrieb Guaidó kurz nach seiner Landung über Twitter. Er wurde von Dutzenden Anhängern und 13 Botschaftern der Europäischen Union und aus Amerika empfangen. Unklar war zunächst, von wo Guaidó nach Venezuela zurückkehrte, vermutlich aus Panama. Später wandte er sich in Caracas auf einer Kundgebung an seine Anhänger und versprach, dass der Kampf gegen das Regime von Maduro weitergehe. „Hier sind wir trotz Drohungen. Wir sind so stark wie nie. Wir haben keine Angst“. Für Samstag rief er das ganze Land auf, auf die Straßen zu gehen und gegen Maduro und sein Regime zu protestieren.
Der 35 Jahre alte Politiker hatte Venezuela am 22. Februar trotz eines gerichtlich verhängten Ausreiseverbots verlassen. Daher drohte ihm bei der Rückkehr in sein Land die Festnahme. Das hatte Maduro in verschiedenen Interviews immer wieder deutlich gemacht. Die Internationale Gemeinschaft, allen voran die USA und die Europäische Union, drohten aber dem chavistischen Präsidenten im Falle einer Festnahme Guaidós mit ernsten Konsequenzen. Weite Teile der Welt erkennen den Politiker der Partei „Voluntad Popular“als den rechtmäßigen Präsidenten des südamerikanischen Landes an. Guaidó selbst nannte es einen „Staatsstreich“sollte er festgenommen werden. „Das wäre eine der letzten Handlungen des Regimes“, betonte er. US-Vizepräsident Mike Pence schrieb kurz nach der Ankunft Guaidós über Twitter, dass dessen Rückkehr nach Venezuela von „höchster Wichtigkeit“ist. Und der drohte: Jede Aggression gegen den Oppositionschef seitens der Regierung werde eine sofortige Antwort der USA zur Folge haben.
Guaidó gelang es, ganz normal wie jeder andere Bürger auch über den Flughafen in Caracas einzureisen. Das allein ist schon ein wichtiger Sieg im Ringen um die Macht in Venezuela mit Machthaber Maduro. Aber seine Einreise wäre unmöglich gewesen, hätte sie die Regierung wirklich verhindern wollen. Insofern ist es noch kein Zeichen der Schwäche Maduros, dass die Justiz den Politiker nicht umgehend festnehmen ließ. Entscheidend wird in den kommenden Stunden und Tagen sein, wie die Regierung auf die Rückkehr von Guaidó reagiert. Bis zum Nachmittag (Ortszeit) äußerte sich Maduro nicht zur Rückkehr seines Gegenspielers. Guaidó wird inzwischen von rund 50 Staaten weltweit als legitimer Staatschef anerkannt. Der amtierende Machthaber Maduro wird vor allem von Russland und China gestützt, die beide hohe Milliardensummen in den Ölsektor des südamerikanischen Landes investiert haben.
Guaidó, Vorsitzender des oppositionellen Parlaments, hatte sich am 23. Januar überraschend zum „presidente encargado“, zum „beauftragten Präsidenten“Venezuelas erklärt und damit eine neue Welle der Proteste gegen die seit 20 Jahren regierenden Chavisten ausgelöst. Der Oppositionschef hatte sein Land dann am 22. Februar verlassen, um am nächsten Tag mit den versprochenen Hilfsgütern zurückzukehren, die in Kolumbien und Brasilien darauf warten, in Venezuela an die Bedürftigen verteilt zu werden. Der südamerikanische Ölstaat leidet seit Jahren unter einer humanitären Krise. Es fehlt an Medikamenten und Nahrungsmitteln. Guaidó scheiterte aber mit seinem Vorhaben krachend, weil der junge Politiker dramatisch die Widerstandsfähigkeit der aktuellen Regierung unterschätzte. Kein Medikament und kein Lebensmittel konnten bisher verteilt werden.
Guaidó ging anschließend mit einem Flugzeug der kolumbianischen Regierung auf eine mehrtägige Reise durch Südamerika. In Brasilien, Paraguay, Argentinien und Ecuador suchte er politische Unterstützung für seinen Kampf, die seit 20 Jahren regierenden Chavisten von der Macht zu verdrängen.